Zu viele offene Fragen in Heilbronn

Bevor wir heute, am Tag der Befreiung das Buch „Schreddern, Spitzeln, Staatsversagen“ offiziell präsentieren und es dann auch im Buchhandel verfügbar ist, gab es gestern Abend die letzte „Preview“, also eine Vorab-Vorstellung. Diese fand ausgerechnet in Heilbronn statt. Heilbronn ist eine wunderschöne Stadt, aber durch die ständige Beschäftigung mit den Akten zum NSU-Ausschuss, kann ich sie eigentlich nur noch mit dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Verbindung bringen.

Die Fahrt zur Abendveranstaltung in Heilbronn und anschließend wieder zurück nach Erfurt war ein ziemlicher Ritt, aber es hat sich allemal gelohnt. Es waren viele Leute da und es gab einige interessierte Nachfragen. Gerade hinter dem Mordfall Kiesewetter stehen noch viele Fragezeichen. Eines der größten ist, warum ein ausländischer Geheimdienst in der Nähe des Tatorts aktiv war – dies ist u.a. durch das Foto aus einer Radarfalle belegt.

Eine andere Frage ist, warum von einem Computer aus der sächsischen Staatskanzlei permanent auf geschützte BKA-Informationen zu diesem Fall zugegriffen wurde. Inzwischen hat ein Gericht entschieden, dass der Benutzer dieses Computers genannt werden muss, aber passiert ist bis heute nichts.

In unserem Buch gehen wir auf diese Punkte ein, ohne dass wir eine Verschwörungstheorie konstruieren wollen. Wir benennen, welche Informationen durch mehrere Quellen bestätigt sind und wo wir uns nur im Raum der Vermutungen bewegen. Diesen Beitrag zur gründlichen Aufklärung sind wir den Opfern des NSU-Terrors schuldig. Allerdings stelle ich mir schon jetzt die Frage, ob dieses zweite Buch zum rechten Terror das letzte sein wird, da uns immer noch und immer wieder neue Informationen erreichen, die eingeordnet und sortiert werden müssen.