Der lethargische Ramelow

Heute heißt es: Skurrile Erlebnisse mit der Presse – Teil 3. Erst erschien ein Artikel, den ich schreiben sollte, in einer anderen als der anfragenden Zeitung, noch dazu mit einer anderen Überschrift. Dann wurden mir am Wochenende von einem Sonntagsblatt illustre Vorschläge gemacht, wie ich mich zur Bundespolitik äußern könnte. Und gestern kam der nächste Hammer. Da heißt es in einer Thüringer Zeitung, der Ramelow wirke lethargisch.

Wie bitte? In dem Artikel ging es eigentlich um die am nächsten Wochenende anstehende Aufstellung der Liste für die Bundestagswahl. Da wird beschrieben, wer möglicherweise unsere Landtagsfraktion verlässt, wenn wir im Bund erfolgreich sind. Und weiter heißt es, dass es ja schon wegen des großen Erfolgs bei den Bürgermeister- und Landratswahlen Veränderungen bei uns gab. Das führe nun dazu, dass wir als Opposition versagen und ich vorneweg.

Eigentlich dachte ich, dass es für Meinungsartikel von Journalisten ein eigenes Genre gibt, nämlich den Kommentar. Und selbst da – auch dieser irrtümlichen Annahme hing ich nach – geht es nicht persönlich herabwürdigend zu. Nun hab ich wieder was dazu gelernt.

Der Journalist brachte übrigens auch ein Beispiel, an dem meine Lethargie festzumachen sei: Ich sei so still gewesen, als sich ein Spitzenbeamter im Innenministerium über den eigenen Minister beschwert hat. Dass ich damals sofort mit einer Pressemitteilung reagiert habe, wurde gekonnt ignoriert. Genauso wie die Tatsache, dass es hier um die Rekommunalisierung von E.ON Thüringen ging, wo ich mehrfach erklärt habe, dass man den Prozess nicht durch öffentliche Auseinandersetzungen um Nebensächlichkeiten aufs Spiel setzen darf. Nun hat die Übernahme, für die ich so lange geworben habe, endlich geklappt. Berichte darüber sucht man aber vergebens. Passt ja auch nicht so gut zum Bild des lethargischen Oppositionsführers.