Keine von uns – keine für uns?
Man muss der CDU zugestehen, dass sie sich treu bleibt. Böse Zungen könnten behaupten, dass sie nicht in der Lage ist dazuzulernen. Naja, nennen wir es, wie sie selbst es auch nennen: konservativ. In konservativer Tradition setzt die niedersächsische CDU dort an, wo die Thüringer Junge Union aufgehört hat. Zur Landtagswahl 2009 hatte der Althaus-Nachwuchs gegen mich eine Kampagne mit dem Motto „Keiner von uns – keiner für uns“ gestartet (die Kampagne ist tatsächlich nicht über den Start hinaus gekommen). Hintergrund war, dass ich kein geborener Thüringer bin. Die zwanzig Jahre, die ich in Erfurt lebte, wurde geflissentlich ignoriert. Meine Herkunft aus Niedersachsen sollte zu einem Argument stilisiert werden.
Nun ist in Niedersachsen eine Frau auf unseren Wahlplakaten zu sehen, die auch nicht von dort stammt, sondern aus Thüringen – Sahra Wagenknecht. Und prompt versucht es die Union mit dem gleichen Quatsch und behauptet „die ist nicht von hier, die kann hier nichts leisten“. Liebe CDU, willkommen im 21. Jahrhundert! Nicht die Herkunft ist maßgeblich dafür, ob man fähig ist gute Politik zu machen, sondern Qualifikation und Einstellung. Und entscheiden dürfen das die Wählerinnen und Wähler.
Insofern drücke ich allen Genossinnen und Genossen in Niedersachen heute ganz fest die Daumen, dass die Menschen die geleistete Arbeit anerkennen uns auch sehen, dass es – gemeinsam mit Sahra – ein gutes Zukunftsangebot gibt. Es gilt nach wie vor: Je stärker DIE LINKE, desto sozialer das Land! Deshalb raus in die Kälte und das Kreuzchen bei Liste 5 machen für einen echten Politikwechsel.
Ich wage mich auch raus in die Kälte, obwohl meine Erkältung noch nicht ganz abgeklungen ist. Die Genossinnen und Genossen in Hannover haben mich für heute Abend als Maskottchen gebucht. Das hängt damit zusammen, dass ich zur letzten Niedersachsen-Wahl noch Bundeswahlkampfleiter der LINKEN war. Die Wahl war damals gemeinsam mit der in Hessen und während die Umfragen für Hessen deutlich mehr als fünf Prozent vorhersagten, war das in Niedersachsen ziemlich unsicher. Deshalb hatte ich mich entschieden, nach Hannover zu fahren, um im Ernstfall ein paar tröstende Worte an die WahlkämpferInnen richten zu können. Es kam aber anders, der Einzug in den Landtag wurde klar geschafft und meine Wenigkeit wurde zum Maskottchen erklärt. Und heute machen wir das einfach genauso, erst zittern und dann freuen.