Eine Demo nur für Hella

Ein breites Bündnis aus Gewerkschaftsleuten, Parteivertretern und Mitgliedern von Vereinen hatte sich gestern zu einer ganz besonderen Demo in Erfurt zusammengefunden. Unser gemeinsames Ziel, für das wir auf die Straße gegangen sind, war die feierliche Verabschiedung von Hella Saalfeld vom Erfurter Ordnungsamt in den Ruhestand. Hella war zwanzig Jahre lang für alle Demonstrationsanmeldungen in der Stadt verantwortlich und dass es nun extra eine Demo für sie gab, zeigt schon, dass hier ein besonderer Mensch seinen letzten Arbeitstag hat. Diesen Job zu machen und trotzdem so beliebt zu sein, dürfte ihr so schnell niemand nachmachen.

Was Hella Saalfeld bei ihrer Arbeit ausgezeichnet hat, war dass sie immer zuerst auf das Gespräch gesetzt hat und jede Entscheidung mit menschlichem Maß getroffen hat. Von uns bekam sie zum Abschied ein kleines Demonstrationsset mit LINKE-Warnweste und LINKE-Fähnchen geschenkt. Damit ist Hella im Zweifelsfall immer noch mal einsatzbereit. 😉

Vor der Demo begann der Mittwoch mit einem Gespräch mit einem Thüringer Journalisten zum Dauerthema NSU-Aufklärung. Neben den bestehenden Verdachtsmomenten steht jetzt auch noch die Frage im Raum, ob es eine zivilrechtliche Auseinandersetzung geben wird, weil sich ein Beamter zu Unrecht beschuldigt fühlt. Für uns ist wichtig, dass es nicht darum geht, jemanden zu verdächtigen, sondern klar zu sagen, was in den Akten steht, die wir kennen und zu fragen, was noch in irgendwelchen Akten versteckt ist, was schon geschreddert wurde und was vielleicht nie notiert wurde.

Gestern nachmittag ging es dann für mich nach Marburg, wo ich zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Frieden suchen – Wie halten es die Parteien?“ ins historische Rathaus eingeladen war. Die Debatte mit Gewerkschaftskollegen und Parteivertreter kann ich nur als offen und ehrlich bezeichnen. Es gab viele Differenzen aber vor allem mit dem „linken Flügel“ des Podiums war ich mir einig, dass eines der großen Defizite unserer Zeit ist, dass es keine deutlich wahrnehmbare Friedensbewegung gibt. Es gibt in der Gesellschaft zu wenig Kritik an Waffenexporten und Kriegslogik ist mittlerweile Teil des Alltags. Da wünsche ich mir ein Umdenken.