Gemeinsam übers Eis kommen

Amrum mag klein sein, aber die Insel hat doch jeden Tag etwas Neues zu bieten. Heute war es eine dicke Eisschicht, die praktisch die ganze Insel überzieht und das Wandern nicht unbedingt erleichtert. Selbst unser Vierpfötler hat seine Schwierigkeiten und wenn dann noch überraschende Begegnungen mit Wildgänsen oder Hasen dazu kommen, denen man als Hund doch eigentlich nachrennen möchte, wird es noch verzwickter. Wir bringen aber trotzdem geschätzte acht Kilometer Wanderung hinter uns und genießen dabei die pure Natur.
Zurück im Ferienhäuschen sehe ich, dass das vorläufige Protokoll der letzten Landtagssitzung fertig ist, in der wir über die widerrechtliche Nutzung des Thüringer Landeswappens durch die selbsternannte „Thüringenpartei“ CDU debattiert haben. (Im Tagebuch vom 18. Dezember hatte ich über die Sitzung geschrieben.) Das Protokoll leite ich gleich an die Freien Wähler weiter, denn die hatten maßgeblich mit vorangetrieben, dass die CDU diese seltsame Praxis einstellt.
Eine andere Information, die ich am Nachmittag bekomme, ist weniger erfreulich. Angeblich soll es zwei Briefe geben, in denen sich Genossen bei Gregor Gysi als Vorsitzendem unserer Bundestagsfraktion über unseren Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch beschweren. Falls es diese Briefe tatsächlich gibt, würde ich empfehlen, sie an die Absender zurückzuschicken. Für Personalentscheidungen ist nicht der Vorsitzende der Bundestagsfraktion sondern die Partei selbst verantwortlich und Entscheidungen werden auf Parteitagen getroffen. So einfach ist das. Und für den nächsten Parteitag würde ich mir wünschen, dass wir unseren Parteivorsitzenden in seinem Amt bestätigen, uns über die Idee einer Doppelspitze austauschen und uns ansonsten endlich und vor allem inhaltlich über unser Parteiprogramm verständigen. Das ist unsere Hauptaufgabe. Wer denkt, jetzt über Personal reden zu müssen, den will ich nur auf das Beispiel der italienischen Linken aufmerksam machen, die allein in den letzten 20 Jahren mehrere Spaltungen hinter sich gebracht hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand als vorbildhaft empfindet. Wir sollten als junge Partei gemeinsam lernen, miteinander auszukommen und uns in der Breite auszuhalten – mit allen unterschiedlichen Ideen und Strömungen. Nur so kann eine starke Linke funktionieren.