Für eine bildungspolitische Offensive – und die Abschaffung der Wehrpflicht!
In unserem Bildungswesen läuft etwas gewaltig schief.
Etwa sieben Prozent aller Schüler*innen verlassen unser Schulsystem ohne einen Schulabschluss. Eine Millionen Menschen in Deutschland sind Analphabet*innen und circa 6,2 Millionen Menschen sind funktionale Analphabet*innen. Ungefähr 30 Prozent aller Azubis schmeißen ihre Ausbildung hin und führen sie nicht zu Ende, und circa ein Drittel aller Studierenden brechen Ihr Studium ab. Es ist also ganz offensichtlich: Es läuft etwas gewaltig schief! So darf ein staatliches Bildungssystem nicht aufgestellt sein. Ein System, das es nicht schafft, die jungen Menschen erfolgreich auf dem Bildungsweg zu begleiten, und eine solch schlechte Orientierung auf das berufliche Leben gewährleistet, versagt am laufenden Band.
Wir brauchen also dringend eine bildungspolitische Offensive – und zwar gemeinsam von Bund, Ländern und Kommunen! Dazu braucht es gesicherte staatliche Mittel. Der Bund muss das Kooperationsverbot bei der allgemeinen Schulbildung aufheben und mit Blick auf das Konnexitätsprinzip brauchen die Kommunen als Schulträger endlich eine verfassungsrechtliche Grundlage (Artikel 104a des Grundgesetzes / fehlendes Konnexitätsprinzip Kommunen) zur Schulfinanzierung (Bau und Unterhalt).
Mein kontrovers diskutierter Vorschlag, die Wehrpflicht aufzuheben und einen geeigneteren Übergang von der Schule ins berufliche Leben zu gestalten, steht auch in diesem Zusammenhang. Eine Idee wäre es, am Ende der Schulpflicht eine gemeinsame berufliche Orientierungsphase aufzusetzen. Jede*r Schulabsolvent*in bekäme so noch eine Gelegenheit, ein berufspraktisches Jahr als soziales beziehungsweise gesellschaftliches Jahr absolvieren zu können. Das Angebot muss gut ausfinanziert werden und zum Beispiel sollte es ermöglich werden, darin die Fahrerlaubnis zu erwerben. Auch das Technische Hilfswerk, die Bundeswehr, Feuerwehren oder die Polizei sowie natürlich alle sozialen und karitativen Träger sollen und können hier mit Angeboten dabei sein. Den Ort und die Art der Tätigkeit in dem Jahr wählt die Person selbst aus – und das Angebot kann auch so kombiniert sein, dass es als praktisches Jahr für Studium oder Berufsausbildung anerkannt werden könnte, wenn es inhaltlich passt.
Alle Träger gestalten in eigener Verantwortung die Angebote, die Refinanzierung obliegt dem Bund, die Auswahl trifft ausschließlich die Person. Damit ersparen wir beim Übergang von der Schule zur Berufsausbildung oder ins Studium so viele verlorene Lebensjahre von jungen Menschen.
Allerdings muss auch die Wehrpflicht (Artikel 12a Grundgesetz) abgeschafft und nicht nur ausgesetzt werden. Im Rahmen der neu zu gestaltenden Artikel 91b in Verbindung zu Artikel 30 könnte endlich das unsinnige Kooperationsverbot Schulbildung aufgehoben werden und an Stelle von Artikel 12a treten.
Das wäre zumindest eine gründliche Debatte wert, denn eine Gesellschaft, die sich an Schul-, Studien-, Ausbildungsabbrechern gewöhnt, akzeptiert dieses Scheitern von jungen Menschen, als deren individuelles Problem. Ich will mich jedenfalls an so viel sinnlose und verschwendete Lebenszeit nicht gewöhnen. Das sind meine Argumente, warum ich mich auch grade als Dualer Berufsausbilder zu Wort gemeldet habe. Dass ich nicht ganz daneben liege, das zeigt doch eine aktuelle Erhebung der Bertelsmann Stiftung. Die am 2. September veröffentlichten Zahlen spiegeln wider, dass eine Mehrheit der Jugendlichen einen frei wählbaren Pflichtdienst befürwortet. 53 Prozent der Zwölf- bis 18-Jährigen sprachen sich demnach für einen frei wählbaren Pflichtdienst nach Schule oder Ausbildung aus. 49 Prozent sind der Ansicht, dass dieser Dienst nicht bei der Bundeswehr geleistet werden solle.
Also: Für eine bildungspolitische Offensive – und für die Abschaffung der Wehrpflicht!
