Bewegender Abschied auf Schloss Friedenstein
Am gestrigen Abend wurde mir auf Schloss Friedenstein eine besondere Ehre zuteil: die traditionelle Abschiedsserenade der Bundeswehr anlässlich meines Abschieds als Ministerpräsident des Freistaats Thüringen.
Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich die Truppe mit solche einem Festakt von einem scheidenden Ministerpräsidenten verabschiedet. In Thüringen hat es das noch nie gegeben.
Umso mehr hat es mich berührt, als mich Oberst Glaab Ende vergangenen Jahres fragte, ob ich eine solche Ehrung annehmen würde. Ich muss ehrlich zugeben: ich hatte Tränen in den Augen.
In den zehn Jahren meiner Amtszeit habe ich immer eng und vertrauensvoll mit der Truppe zusammengearbeitet und Soldatinnen und Soldaten erlebt, die mit ganzem Herzen und unter hohem persönlichen Einsatz unserem Land in herausragender Weise gedient haben – egal, ob im Jahr 2015, als viele Geflüchtete zu uns kamen oder aber während der Corona-Pandemie.
In Unterkünften oder in Impf- und Testzentren – sobald die uniformierten Kameradinnen und Kameraden im Einsatz waren, kam Ruhe in Prozesse, wurde konzentriert abgearbeitet und verbindlich kommuniziert.
Wenn am gestrigen Abend also Herr Oberst Glaab und Herr Generalleutnant Bodemann mir für mein Engagement für die Bundeswehr während meiner Amtszeit dankten, kann ich diesen Dank nur an die Truppe zurückgeben! Sie leistet jeden Tag Großes für unsere Gesellschaft und verdient dafür Respekt und Wertschätzung!
Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Sie ist nicht dazu da, um Kriege zu beginnen und nein – auch kein Soldat will in den Krieg geschickt werden und sterben. Bei der Bundeswehr dienen Menschen – Söhne und Töchter, Väter und Mütter.
Deshalb wünsche ich mir auch, dass meine Partei an manchen Stellen neu über die Bundeswehr nachdenkt. In einem demokratischen Rechtsstaat ist das Gewaltmonopol des Staates immer rückgekoppelt an das Parlament. Nicht Launen einzelner Politiker entscheiden über das Handeln der Bundeswehr, sondern der Souverän, die Bürgerinnen und Bürger, vertreten durch das Parlament.
Wenn wir das verinnerlichen, gibt es auch keinen Grund einer gut ausgestatteten Bundeswehr als Landesverteidigungsarmee zu misstrauen.
Ich hatte mir aus guten Gründen Schloss Friedenstein als Ort für meine Serenade ausgesucht. Es waren die unglaublichen Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges, die Herzog Ernst den Frommen dazu bewogen, seiner Friedenssehnsucht Ausdruck zu verleihen, indem er dieses Schloss bauen ließ. Am Hauptportal dieses Schlosses prangt bis heute der Satz „Friede ernähret, Unfriede verzehret.“ Er sollte uns in unserer Zeit des Krieges dauernde Mahnung sein.
Während der Serenade werden üblicherweise mehrere Musikstücke vom Bundeswehrmusikkorps gespielt, die der zu Ehrende sich selbst aussuchen darf. Ich wünschte mir Frank Sinatra „I did it my way“ und den Walzer Nr. 2 von Dmitri Schostakowitsch. Besonders letzteres Stück liegt mir besonders am Herzen. Schostakowitsch ist einer der bedeutendsten russischen Künstler überhaupt – und – das war mir besonders wichtig – ein Beweis dafür, dass es neben dem Chauvinismus und brutalen Imperialismus Putins auch ein anderes Russland gibt. Ein Russland der Menschlichkeit und der Schönheit, das hoffentlich irgendwann über Putins Politik des Hasses obsiegen wird!
Es hat mich sehr bewegt, dass so viele Menschen, die mich in den letzten zehn Jahren bei meiner Arbeit unterstützt haben, gestern Abend an meiner Seite waren. Mein ehemaliges Büro aus der Staatskanzlei war genauso anwesend, wie viele Mitarbeiter des Hauses, die mir über zehn Jahre hinweg – auch in schwierigsten Zeiten – immer treu zur Seite standen. Aber auch viele Freunde durfte ich willkommen heißen, die mich schon mein ganzes politisches Leben begleiten – so z.B. die beiden Silberlocken Dietmar Bartsch und Gregor Gysi.
Ich danke aber auch der neuen Landesregierung, Herrn Ministerpräsidenten Voigt, Herrn Minister Schütz, Herrn Minister Gruhner und Herrn Landtagspräsidenten König, dass Sie mir die Ehre ihrer Anwesenheit am gestrigen Abend erwiesen haben!
Jetzt geht es für mich weiter nach Berlin – mit einer wunderbaren neuen Erinnerung und der tiefen Dankbarkeit unserer Bundeswehr gegenüber im Gepäck!