Das Wunder von Reinhardsbrunn: Gemeinsam Unmögliches möglich machen
Das Schloss Reinhardsbrunn begleitet mich seit Jahrzehnten – eine emotionale Verbindung, die 1990 begann. Damals führte mich mein erster Einsatz als Gewerkschaftssekretär in das Schloss. Die Bauleitung für das neue Zentrallager Neudietendorf war im Schloss und die Bezirksleiter wohnten dort. Meine Aufgabe war es, sicherzustellen, dass die HO-Beschäftigten nach der Wiedervereinigung fair in die Rewe-Gruppe integriert wurden, ohne ihre Arbeitsrechte zu verlieren. Ein Handschlag mit dem Personalchef besiegelte damals die Überleitung von 3.000 Beschäftigten – ein Moment, der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist.
Jahre später zeigte mir die damalige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht Bilder des Schlosses, die mich schockierten: Gewalt und Vandalismus hatten dem Gebäude schwer zugesetzt. Sie bat mich, der Sache auf den Grund zu gehen – und ich nahm die Herausforderung an. Schnell wurde klar, dass die „Russen-Mafia“, die zunächst in Verdacht stand, nicht verantwortlich war. Die eigentlichen Fäden führten nach Weimar. Christine Lieberknecht hatte die Idee, das Schloss aus Denkmalschutzgründen zu enteignen – ein in Deutschland bis dahin beispielloser Schritt. Nach meinem Amtsantritt als Ministerpräsident 2014 übernahm ich diesen Staffelstab. Trotz etlicher Widerstände hielt ich an diesem Ziel fest. Der Prozess zog sich über Jahre. Doch wir ließen uns nicht entmutigen.
Dank der Unterstützung engagierter Bürger:innen, der Gemeinde und des Landrats konnten wir das Schloss vor dem endgültigen Verfall bewahren. Heute gehört es dem Freistaat Thüringen. Die Sanierungsarbeiten laufen und die Kapelle erstrahlt bereits in neuem Glanz.
Die nächste Herausforderung ist, eine sinnvolle und lebendige Nutzung des Schlosses zu entwickeln. Mir war es wichtig, dass das Schloss Reinhardsbrunn einen festen Platz im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung erhält – und das ist gelungen. Das Ziel ist klar: kein leerer Prachtbau, sondern ein Ort, der für Menschen zugänglich und lebendig bleibt. Ein großer Dank gebührt den ehrenamtlichen Parkwächtern, die mit viel Liebe und Einsatz das Gelände gepflegt haben. Ohne sie wäre Reinhardsbrunn verloren gewesen. Nun stehen umfassende Sanierungen an – sowohl für das Gebäude als auch für die große Parkanlage mit ihren Teichen und alten Bäumen.
Wie so oft beginnt Großes mit kleinen Schritten. Das Schloss Reinhardsbrunn zeigt, dass mit Ausdauer, Gemeinschaft und Mut sogar das Unmögliche möglich ist.