In den letzten Wochen war bereits an vielen Stellen von „Silberlocken“ die Rede. Allerdings nicht, weil wir mit großen Schritten auf die Vorweihnachtszeit zugehen und die koreanische Silberlocke ein sehr beliebtes Adventsgewächs wäre, sondern weil Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und ich uns entschlossen haben, gemeinsam mit unserer Partei noch einmal in den Bundestagswahlkampf einzusteigen und zu versuchen, drei Direktmandate in unseren jeweiligen Wahlkreisen zu erobern.

Nachdem schon an vielen Stellen darüber spekuliert wurde, ob wir diesen Schritt wirklich wagten, haben wir uns gestern Abend bei einem guten Glas Wein und leckerem Essen noch einmal besprochen und sind zu dem Ergebnis gekommen: Ja, wir wollen! Amüsant war, dass unser eigentlich privates Abendessen von einem cleveren Hauptstadtjournalisten, Rasmus Buchsteiner von Politico, entdeckt wurde, der unmittelbar ins Restaurant spazierte und fragte, ob es uns munde.

Heute haben wir schließlich in der Bundespressekonferenz vor vielen interessierten Pressevertretern unsere Kandidatur öffentlich gemacht. Und ich will ganz deutlich sagen: es geht keinem von uns dabei um Posten oder Profilierung. Wir wollen für und mit unserer Partei gemeinsam um den Wiedereinzug in den Bundestag kämpfen, weil wir fest davon überzeugt sind, dass es in Zeiten von Höcke, Trump, Putin und Orban eine laute Stimme für Solidarität, soziale Gerechtigkeit und gegen Hass im Parlament braucht.

Manches am heutigen Tag hat mich an die Zeit vor knapp zwanzig Jahren erinnert. Damals hatten wir in Thüringen gerade ein fulminantes Landtagswahlergebnis geholt, während die PDS mehr oder minder im Bund am Boden lag. Lediglich Petra Pau und Gesine Lötzsch hatten bei der Bundestagswahl 2002 Direktmandate gewonnen und hielten auf verlorenem Posten die Stellung. Die Bundestagsverwaltung war so kleinmütig, dass sie den beiden nicht einmal Plätze mit Tischen im Parlament zuwies, auf denen sie ihre Akten hätten ausbreiten können.

Schon kurz nach der Landtagswahl 2004 – im Dezember desselben Jahres – wurde ich, animiert von Lothar Bisky, zum Bundeswahlkampfleiter der PDS gewählt. Wenige Monate später leitete Bundeskanzler Gerhard Schröder nach der verlorenen NRW-Wahl über die Vertrauensfrage im Bundestag vorgezogene Bundestagswahlen für den Frühherbst 2005 ein. Mit einem Mal war ich mitten im Geschehen – ohne Zeit zum Warmlaufen.

Vieles von damals erinnert mich an die heutige Situation, auch wenn es natürlich erhebliche Unterschiede gibt. Doch mein Ziel war damals das gleiche wie heute: DIE LINKE. wieder in Fraktionsstärke in den Bundestag zu führen. In 2005 ist uns das gelungen. Mit 8,7 Prozent rückten wir ins Parlament ein- das bis dahin beste Ergebnis, dass unsere Partei jemals bei Bundestagswahlen einfahren konnte.

Zwischen den beiden Wahlen liegen 20 Jahre, in denen ich viel erlebt habe und neue Erfahrungen sammeln durfte. Hinter mir liegen 10 Jahre Regierungserfahrung in Thüringen, ein Jahr als Bundesratspräsident und harte Verhandlungen mit unterschiedlichen Partnern.
All das möchte ich einbringen, weil ich tief überzeugt davon bin, dass es DIE LINKE. im Bundestag braucht – im Kampf gegen Kinderarmut, für gerechte Löhne, Frieden und eine Gesellschaft, in der jeder ohne Angst verschieden sein kann!

Wer Dietmar Bartsch, Gregor Gysi und mich auf unserem Weg in Richtung Bundestagswahl begleiten will, der kann jederzeit unsere neue Website besuchen. Die Rakete namens Silberlocke ist gerade erst gestartet: https://www.mission-silberlocke.de/start/aktuell/