Einfach mal über Gutes reden!

Durch einen Termin im Kinderhospiz Tambach-Dietharz war ich angeregt, über einige Stationen meines eigenen Lebens nachzudenken. Eingeladen hatte mich Stefan Bachmann von der REWE-Gruppe zu einer Übergabe von Spendenschecks der REWE-Kaufleute an das Kinderhospiz. Stefan Bachmann erzählte in einem Telefonat, dass wir uns kennen würden und relativ schnell war klar: wir hatten einen Termin unmittelbar nachdem ich nach Thüringen gekommen bin und erstmals die wunderschöne Stadt Heiligenstadt besucht habe.

Der Besuch war damals im dortigen Schlachthof eingeplant. Stolz erzählte mir der Betriebsleiter, dass sein Betrieb gerade an diesem Tag mit einem Großaufgebot von Fleischern und mit sehr viel Ware in Göttingen und Duderstadt unterwegs sei, denn auf der niedersächsischen Seite sei Feiertag und das wäre die Gelegenheit, um die wunderbaren Produkte, die sie selber herstellen, an die Endverbraucher direkt verkaufen zu können – die ersten Schritte in die Marktwirtschaft sozusagen.

Als ich für die Arbeitnehmerseite im Konsum Nordthüringen Aufsichtsrat und im Konsum Fleischwerk sogar Aufsichtsratsvorsitzender wurde, begegnete mir das Thema Eichsfelder Wurst wieder. Es wurde deutlich, dass die Herstellung eine ganz besondere Qualität braucht und deshalb die frische Ware unmittelbar vor Ort verarbeitet werden muss. Eichsfelder Stracke und Feldgieker sind ein echtes Markenzeichen des Eichsfeldes und tatsächlich ausgesprochen lecker. Die Bratwürste aus der Region haben einen hervorragenden Ruf und der Kundenkreis ist weit gestreut. Deshalb erinnere ich mich sehr genau an dieses erste Treffen und einer derjenigen, die ich dort kennenlernte, war der oben genannte Stefan Bachmann, der heute für die REWE-Gruppe tätig ist und sich um die Spendenaktionen für das Kinderhospiz kümmert. 200 REWE-Kaufleute in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben die Spendenboxen seit einigen Jahren an ihren Kassen stehen und viele dieser Kaufleute machen immer wieder Sonderaktionen, um die Spendenboxen auch zu füllen. Der REWE-Vertrieb ist genauso engagiert und das Kinderhospiz ist in vielen dieser REWE-Märkte sehr deutlich sichtbar. Die Mitarbeitenden im Lagerzentrum Neudietendorf verzichten auf ihre Mustergabe und spenden diese komplett an das Kinderhospiz. Und des Öfteren kann es passieren, dass vor den REWE-Märkten Sondertombolas durchgeführt werden, bei denen die Firmen die Ware zur Verfügung stellen, aber der gesamte Ertrag wiederum in den Spendentopf fließt. Es ist einfach beeindruckend, dass die Unterstützung für das Kinderhospiz so tief im Alltag der REWE-Märkte verankert ist. Interessant dabei ist neben meinem Wiedertreffen nach 34 Jahren mit Herrn Bachmann, dass das REWE-Logistikzentrum Neudietendorf im Aufbau ebenfalls von mir stark unterstützt wurde. Die rund 3.000 Beschäftigten von HO und vom Großhandelszentrum WTB wechselten per Handschlag in den REWE-Bereich und der damalige Personalchef Herr Kriegel von der REWE-Genossenschaft in Hungen sowie ich in meiner Eigenschaft als Gewerkschaftsvorsitzender der Gewerkschaft HBV Thüringen regelten per Handschlag, dass alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit allen Rechten und Pflichten in die neuen REWE-Arbeitsverträge aufgenommen und so behandelt würden, als wenn sie nie woanders tätig gewesen seien. Das heißt, alle Betriebszugehörigkeitszeiten aus der DDR gingen mit diesem Handschlag arbeitsrechtlich voll gültig auf die REWE-Gruppe über.

Verhandlungen zu all diesen Inhalten fanden immer wieder im Schloss Reinhardsbrunn statt. Tambach-Dietharz und Reinhardsbrunn liegen übrigens nicht weit auseinander, so dass auch diese Erinnerung mir sehr präsent war, als ich den Termin zur Spendenübergabe wahrgenommen habe. Sehr viele Kaufleute waren anwesend und eine ganze Reihe von sehr aktiven Spendensammlerinnen kam mit mir ins Gespräch. Ich wurde gefragt, woher meine emotionale Nähe zu diesem Termin käme und ich konnte erzählen, dass ich vor 45 Jahren selbst Filialleiter eines REWE-Marktes war. Es war ein Partnerbetrieb, der unter dem Namen Jöckel Vertriebs GmbH in Marburg mehrere Filialen in der Region hatte, aber die Einkaufsbündelung komplett über REWE in Hungen erfolgte. Unsere Märkte waren also eingeordnet in die Vertriebsschienen R-Kauf, Kontra-Märkte, Nahkauf.

Zu meinem Erstaunen bei meinem letzten Besuch in Marburg stellte ich fest, dass der Supermarkt, den ich geleitet habe, heute die Marburger Synagoge ist. Da, wo ich früher Container hin und her geschoben und an der Kasse mitgearbeitet habe, feiert also Marburgs jüdische Gemeinde heute ihre Gottesdienste.

Beim Aufbau des Kinderhospizes war ich allerdings schon früh mit engagiert.Als Ministerpräsident setzte ich dieses Engagement fort, denn tatsächlich war es bis zu diesem Zeitpunkt fast nicht möglich, öffentliche Gelder umzuwidmen oder als Fördergelder bereitzustellen, um ein Kinderhospiz mitfinanzieren zu können. Das Kinderhospiz Tambach-Dietharz ist nämlich etwas Besonderes. Üblicherweise verbindet man ja den Hospizbegriff mit der letzten Phase des Lebens. Also dann, wenn das Sterben schon einsetzt und der letzte Weg begleitet wird. Beim Kinderhospiz in Tambach-Dietharz ist es aber so, dass viele Kinder, die schwer beeinträchtigt sind, dort quasi Urlaub machen können – gemeinsam mit ihren Familien. Insoweit ist der Aufenthalt zeitlich begrenzt und endet nicht mit dem Versterben. Die Familien brauchen diese Kraft, um sich zu regenerieren, sich zu erholen, neue Kraft zu schöpfen und ja, auch, um sich mit dem Thema Sterben auseinanderzusetzen. Besonders beeindruckt bin ich, dass beim Ankommen die Familien ein Lebensblatt für jedes Kind gestalten. Schon im Eingangsbereich sehen wir den Lebensbaum und jede neu ankommende Familie fügt ein neues Blatt hinzu. Wenn dann doch der Tod das Leben beendet, wird dieses Lebensblatt in einer gemeinsamen Zeremonie vom Lebensbaum in den Himmel auf der anderen Seite dieses Flures bzw. des großen Aufenthaltsraumes umgehängt – auch das ein gemeinsamer Weg, den alle dann gemeinsam gehen.

Ich bin jedes Mal beeindruckt, wenn ich sehe, wie in diesem Kinderhospiz gearbeitet wird. Es passt eben nicht in die normalen Förderrichtlinien und nicht in das, was üblicherweise zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern ermöglicht wird. Deshalb ist eine solche Spendenaktion wie die von REWE auch so kostbar.

Es ist fantastisch, dass REWE mittlerweile Stefan Bachmann die Möglichkeit einräumt, über die Landesgrenze hinweg in allen REWE-Märkten Thüringens, Sachsen-Anhalts und Sachsens Werbung für die Aktion zu machen. Deshalb hat es mich nicht erstaunt, dass es in diesem Jahr einen noch größeren Spendenscheck geben wird. Allerdings ist die Summe, die mir aufgeschrieben wurde und die, die dann tatsächlich von Stefan Bachmann bekanntgegeben wurde, noch mal deutlich höher und hat mich echt umgehauen. Als er die letzten Spendenschecks vorstellte, kamen insgesamt 287.000 Euro zusammen – plus 4.000 Euro aus dem Logistik-Bereich. Die REWE-Gruppe gibt immer wieder zu den gesammelten Spenden aus den Spendendosen einen größeren Betrag von REWE extra dazu und so entsteht auch ein Anreiz, über das viel gesammelte Geld immer noch ein Stück mehr zu bewegen. Der stolze Gesamtwert, den die REWE-Kaufleute in 19 Jahren zusammengesammelt haben, beträgt 2,5 Millionen Euro und ich finde, das ist schon mehr als nur eine gute Zahl, eine gute Tat und ein gutes Wirken. Danke dafür und es ist schön zu wissen, wie aktiv alle Beteiligten in den Märkten und in der gesamten REWE-Gruppe für die Kinder, die Hilfe brauchen, eintreten.