Gedanken zum russischen Feiertag des „Tags des Sieges“ am 09. Mai

Der 8.Mai in Deutschland ist und bleibt für mich der Tag der Befreiung vom Faschismus. Die Sowjetarme hat daran einen großen Anteil und einen unglaublich hohen Blutzoll zahlen müssen.
Die Sowjetunion – sich selbst als internationalistisch definierend – war ein multiethnischer Staat bestehend aus mehreren Teilrepubliken. Den Tag des Sieges über den Nationalsozialismus im „Großen Vaterländischen Krieg“ nunmehr unter dem Sankt-Georgs-Band für russischen Chauvinismus und Imperialismus missbräuchlich umdeuten zu wollen, verhöhnt alle sowjetischen Soldaten aus den früheren Teilrepubliken der Sowjetunion.

Das Schicksal des der durch russische Militäraggression in der Ukraine getöteten Boris Romantschenko mahnt uns – von Hitler ins KZ Buchenwald gesperrt, nach der Befreiung als Soldat der Sowjetunion zurückgekehrt und als Veteran am 18.März 2022 in Charkiw durch russische Bomben getötet. Was bleibt, ist die Pflicht zum ehrenden Gedenken. Das deutsche Vernichtungslager Auschwitz wurde durch die Soldaten der Sowjetunion befreit und das Morden dort damit beendet.
Dieser Sowjetarmee und allen anderen alliierten Armeen zolle ich heute meinen Respekt. Es waren der deutsche Nationalismus und Chauvinismus, die Europa immer wieder ins Unglück gestürzt haben. Mein Bekenntnis zum „Nie wieder“ bezieht sich deshalb auf jede Form von Faschismus, Chauvinismus und Nationalismus – denn ihre Begleitmusik sind immer Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Gegen jedwede Erscheinungsform dieser -ismen – egal, ob in Deutschland, Russland, den USA oder wo auch immer – müssen wir uns stellen. Wir stehen zusammen für eine friedliche Welt.

Der 9. Mai hingegen ist für mich gleichzeitig auch der Europatag. Zu Europa gehören die baltischen Staaten, Polen, Ungarn, Rumänien und Moldau ebenso wie Russland und eine souveräne Ukraine.
An solchen Tagen sollte man gedenken, aber auch feiern. Normalerweise. Doch feiern kann ich erst, wenn in Europa Militarismus, Chauvinismus und Nationalismus überwunden werden und damit auch Antisemitismus, Antiziganismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit endlich der Vergangenheit angehören.