Selbstisolation am Thüringer Meer

Meine Corona-Warn-App schlug am Sonntagmorgen Alarm als ich gerade von einer Bundesratssitzung in Berlin an meinen Zweitwohnsitz am Thüringer Meer zurückgekehrt war: „erhöhtes Risiko“ wurde mir gemeldet. Schnell lag der Verdacht nahe, dass der potenzielle Risikokontakt am Rande der Bundesratssitzung in Berlin stattgefunden haben musste. Heute – am Mittwoch – weiß ich, dass mindestens noch Kollegen aus vier weiteren Bundesländern, die an besagter Sitzung teilnahmen, betroffen sind und sich ebenfalls in Selbstisolation begeben haben.

Nach dem Ausschlagen meiner App meldete ich mich unverzüglich beim zuständigen Amtsarzt und konnte – gewissermaßen am „eigenen Leib“ – erfahren, wie eingespielt und verantwortungsvoll bei einem Infektionsverdacht die lokalen Gesundheitsbehörden und ihre Mitarbeiter zu Werke gehen. Man bat mich, zunächst weiterhin in Selbstisolation zu verweilen und mich am Mittwochmorgen einem PCR-Test zu unterziehen, damit auch ein nahezu zweifelsfreies Ergebnis vorliegen könne. Letzteres habe ich heute Morgen auch sofort getan und erwarte nun mein Testergebnis.
 
In der Zwischenzeit geht das Tagesgeschäft weiter – nur eben vom „Thüringer Meer“ aus. Dank der technischen Möglichkeiten habe ich von hier aus am Dienstagmorgen per Videokonferenz das Kabinett geleitet und nahm am gestrigen Abend an einer Schalte der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin  zum weiteren Umgang mit dem Impfstoff Astra Zeneca teil. Die Arbeits- und Leistungsfähigkeit leidet also keineswegs unter meiner Selbstisolation – im Gegenteil. So kann ich ganz unkompliziert neben der vorösterlichen hauptamtlichen To-do-Liste die notwendigen Frühjahrsarbeiten im Garten erledigen – zum Beispiel unseren kleinen Gartenteich bepflanzen. Die einzigen Sozialkontakte, die ich aktuell Pflege sind diejenigen zu den Rehböcken und Ricken, die uns in der Abenddämmerung am Waldesrand besuchen und die Atilla neugierig beäugt.
 
Das Idyll, das mir hier vergönnt ist, lässt das natürlich flaue Gefühl im Magen erträglich werden, aber klar ist auch: Viele Menschen können solchen Situationen immer noch nicht vorbeugen, weil die Möglichkeiten zum Home Office, zum Testen am Arbeitsplatz etc. manchmal noch nicht extensiv genug genutzt werden. Hier sind die Arbeitgeber allerdings in der Pflicht. Wir können der Pandemie nur Herr werden, wenn in allen Bereichen unseres Lebens – und ja, dazu zählt auch  und vor allem der Arbeitsplatz – verantwortungsbewusst Risikokontakträume eingegrenzt werden. Seit einiger Zeit sage ich: Diejenige, die uns aus der Pandemie führen wird, ist TINA – Testen, Impfen, Nachverfolgen, AHAL-Regeln einhalten. Die Kombination aus beidem steigert unsere Chancen die Infektionszahlen zu drücken. Dabei müssen aber alle mithelfen. Und noch eine Bemerkung zur Schalte mit der Kanzlerin und AstraZeneca sei mir gestattet. Auch ich bin der Ansicht, dass Sicherheit vorgeht. Dass dabei die zu bewältigenden Abwägungsprozesse immens schwierig sind, dürfte allen einleuchten. Denn uns allen ist schmerzlich bewusst, dass ein verlorenes Leben nicht zurückgeholt werden kann. Dennoch ist der Impfstoff in Gänze nicht nutzlos geworden. Alle über 60jährigen sowie diejenigen Jüngeren, die ihn nach ausführlichen Beratungsgespräch mit dem eigenen Hausarzt freiwillig verimpft bekommen wollen, sollten von den Möglichkeiten auch Gebrauch machen. Ich selbst werde mich, wenn ich an der Reihe bin,  mit Astra Zeneca selbstverständlich impfen lassen.
 
In diesem Sinne sehe ich dem heutigen Testergebnis mit dem notwendigen Respekt, aber auch einer inneren Ruhe entgegen. Ihnen wünsche ich unterdessen schon jetzt ein gesegnetes Osterfest!