Starke Strukturen & engagierte Menschen

Woche 2 der Sommertour #ZukunftThüringen 2019

Passend zum Thüringer Engagement und Stiftungstag, der am 18. Juli in Erfurt stattfand, ging es in dieser Sommertourwoche um engagierte Menschen und diejenigen, die hinter einer starken regionalen Infrastruktur stecken. Es sind oft Menschen, die ihre Passion nicht einfach nur bewahren, sondern weitergeben möchten. Das Ehrenamt kann ohne Leidenschaft nicht existieren und es gibt daher kaum etwas spannenderes, als die Menschen zu besuchen, die mit eben dieser Leidenschaft, mit Kreativität und Hingabe ihre Vereine, Initiativen, private Museen und so vieles mehr in ganz Thüringen entstehen lassen. Davon möchte ich in den folgenden Zeilen einige präsentieren. Ihre Vielfalt spricht für sich, finde ich.

#ZukunftThüringen bedeutet: Ehrenamtliches Engagement

In Thüringen engagieren sich heute rund 850 000 Menschen in über 19.000 Vereinen, Verbänden und Initiativen. Damit hat Thüringen nach Schleswig-Holstein die höchste Vereins- und Verbandsdichte Deutschlands. Gerade für den ländlichen Raum sind engagierte Ehrenamtliche der Schlüssel zu einem lebendigen Dorf- und Gemeindeleben. In Zeiten, wo von allen Seiten der Rückzug vom Land zugunsten der Städte gepredigt wird, sind sie also unvorstellbar wichtig.

15. Juli 2019

Mein erster Besuch in dieser Woche führt mich am 15.07. nach Römhild (Kreis Hildburghausen), genauer gesagt in den Ortsteil Westenfeld. Das Bild, das sich hier bietet, ist leider nur allzu typisch. Schon vor über zehn Jahren, musste die letzte Schule in dem knapp 350 Seelen Dorf ihre Pforten schließen. Bäckerei und Metzger, gibt es erst wieder im nächsten Ort. Nach und nach ist einfach Infrastruktur verloren gegangen. Daher hat das Projekt Dorfkümmerer und Dörfchen mit Herz gleich meine Aufmerksamkeit geweckt. Der Verein der Landfrauen, hat hier aus einer ehemaligen Grundschule und der angeschlossenen Mehrzweckhalle aus den 70er-Jahren eine kleine Oase mitten im Dorf errichtet. Einst stand sie leer, jetzt können hier Kinder und Erwachsene sich kreativ ausleben, gemütlich beisammen sein oder zusammen feiern. Das ganze Dorf wurde durch die Leidenschaft der Landfrauen belebt und zahlreiche Ehrenamtliche arbeiten jeden Tag hart daran, dass die Angebote – von der Kinonacht zum Tischtennisturnier oder Kochwettbewerben – auch reibungslos über die Bühne gehen. Man kann es den Menschen ansehen, wie stolz sie sind, als sie mir ihr Projekt vorstellen. Sibylle Fender-Tschenisch spricht mit so viel Stolz über die Pläne für die Zukunft – es ist richtig ansteckend. Ich kann hier sehen, dass man neue Wege ausprobieren und sich als Dorf gemeinsam auf den Weg machen muss, wenn man etwas verändern will. Wenn die Dörfer sich aus sich selbst heraus beleben, kann wieder etwas Nachhaltiges und beständiges auf dem Land entstehen. Das haben auch andere Dörfer in Thüringen schon gezeigt und werden allzu oft – mit etwas Geduld – auch damit belohnt, dass Menschen zurückkehren, wenn auch noch nicht in dem Maße, wie es nötig wäre.

Wenn ich schon Leidenschaft schreibe, dann muss ich aber auch meinen Besuch im Anschluss dringend erwähnen. Denn es geht um der Deutschen liebste Sportart: den König Fußball. In Bad Tabarz haben sich Marcel Wedow und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter von Fußballzeitreise e.V. wirklich besonderes aufgebaut. In nur zwei Räumen – dafür aber bis unters Dach (und an der Decke) haben sie Fußballmemorabilia seit den 50er Jahren bis heute gesammelt. Regelmäßig lädt der Verein berühmte und weniger bekannte Fußballer in die Region, um mit dem gespannten Publikum, darunter oft Schulklassen aus der Region, die Geschichten auf dem Platz zu teilen. Im Museum, das es seit 2010 gibt, spiegeln sich diese Geschichten in zahlreichen Plakaten, Fotografien, Trikots und allen möglichen Kleinodien wieder. Mittlerweile hat der Verein deutschlandweit Mitglieder. Als man 2006 mit dem Sammeln angefangen hat, hätte man sich das beileibe nicht träumen lassen, wie Marcel Wedow heute sagt. Wer sich für Fußball und die spannenden persönlichen, manchmal sogar politischen Hintergründe interessiert, kann hier für Stunden Faszinierendes entdecken. Und ich weiß wovon ich rede. Fußball war eigentlich noch nie so mein Ding – aber die Leidenschaft der Betreiberinnen und Betreiber ist einfach ansteckend. Und es ist unbestreitbar interessant, wenn man erfährt, dass der Zeugwart der Nationalmannschaft im Weltmeisterjahr 1954, nicht nur, mit seiner Erfindung der Schraubstollen, einen enormen Beitrag zum Sieg über den Favoriten Ungarn geleistet hat, sondern dass es sich dabei auch noch um keinen geringeren als Adi Dassler persönlich gehandelt hat – den späteren Gründer von Adidas.

Eine Besonderheit nimmt das Ehrenamt an, wenn es sich nicht nur für die Menschen vor Ort engagiert, sondern sogar die Verständigung über unsere Grenzen hinaus im Auge hat. So geschieht es nämlich seit Jahren im Schullandheim in Sachsenbrunn. Jedes Jahr kommen Schülerinnen und Schüler aus Russland dort hin zu besuch. Die Initiative kommt vom Förderverein Kinderheime der Region Kursk e.V. begann in den 90er Jahren, als man sich aufmachte, den Menschen bei Kursk zu helfen, denn die Situation vor Ort war damals wahrlich nicht einfach. Aus den jährlichen großen Lastwägen mit Hilfsgütern und der aktiven Aufbauhilfe vor Ort wurde nach und nach eine innige Verbundenheit zu Land und Leuten. Als sich die Lage durch bessere Gesetze und bessere Förderung in Russland langsam änderte, musste auch der Verein sein Angebot neu denken. Für die Jugendlichen aus Kursk, die ihren Sommer in Thüringen zu verbringen können, entfaltet sich in meinen Augen mein altes Kredo, dass es besser ist, miteinander zu reden, als Vorurteile und gegenseitiges Ausgrenzen zu kultivieren. Hier lernen Jugendliche aus Deutschland und Russland sich auszutauschen und in den Gegensätzen die Gemeinsamkeiten zu entdecken. Was der Förderverein und das Schullandheim hier anbieten, ist der kleine, aber niemals zu vernachlässigende Beitrag zur Völkerverständigung, den wir so dringend brauchen.         

Für mich waren Schullandheime noch Schulalltag. Doch irgendwann wurden sie von vielen Landkreisen nur noch als Kostenbürde gesehen. Ich bin froh, dass hier in Sachsenbrunn im Kreis Hildburghausen noch anders sieht. Aber die Verantwortlichen erklären auch ganz deutlich, dass die Angebote und die Arbeit im Schullandheim am Ende deutlich am Engagement einzelner Lehrinnen und Lehrer hängen, welche die Vorzüge des Systems noch zu schätzen wissen. Ich hoffe, dass sie sich diesen Enthusiasmus noch lange erhalten. Denn nur wenn Kinder gemeinsam etwas erleben, kann so etwas wie Gemeinschaftsgefühl und das Bewusstsein für eine gemeinsame Verantwortung gegenüber einander entstehen.

16. Juli 2019

Bei meinem Besuch des DRK Kyffhäuserverbands e.V. am 16.07. besichtigte ich den Neubau der Rettungswache in Greußen. Neben dieser betreibt der Verband, als einer von zwei Rettungsdiensten des Kreises, Rettungswachen in Sondershausen und Toba. 2018 wurden im Kyffhäuserkreis rund 4800 Krankentransporte, 7800 Rettungstransporte und ca. 2600  Notarzteinsätze erbracht. Die neue Rettungswache soll spätestens im November 2019 fertig sein. Da sich die Kombination vor Ort gut bewährt hat, ist in dem Neubau zugleich eine Garage für Feuerwehr und Katastrophenschutz vorgesehen. Dies birgt zwei Vorteile. Erstens können sich mehr freiwillige Helferinnen und Helfer vor Ort engagieren, was vor allem für Jugendliche bedeutsam ist. Jedes Jahr werden am Standort Greußen ca. 100 junge Menschen geschult. Zweitens stehen Ersthelfer/innen vor Ort zur Verfügung, die in kritischen Fällen Sofortmaßnahmen einleiten und die Zeit bis zum Eintreffen eines Rettungswagens überbrücken können. „Wir liegen in Greußen gut im Rennen.“, da sind sich alle Anwesenden einig. Aber auch die Sorge um den Nachwuchs ist spürbar: Der kritische Zeitpunkt ist der, an dem jugendliche Freiwillige sich Gedanken über Ihre Zukunft und mögliche Ortswechsel machen. „Unsere Herausforderung ist mehr denn je, diesen Leuten attraktive Angebote vor Ort zu machen, um sie in der Region zu halten.“, betont Karl-Heinz Genzel, Vorstandsvorsitzender des DRK Thüringen.

Ein weiters Beispiel für herausragendes, ehrenamtliches Engagement und tolle Vereinsarbeit ist Kloster Dietenborn in Sondershausen, das ich am 16.07. besuchte. In den späten 1990ern befand sich die Klosteranlage, von der eigentlich nur noch ein altes Amtshaus erhalten war, in einem katastrophalen Zustand. Der Zerfall der Anlage schritt immer weiter voran. Das änderte sich vor einigen Jahren, als sich die 22 heutigen Vereinsmitglieder im Rahmen einer Schrottsammlung zur Dorfverschönerung zusammenfanden. Beeindruckt durch ihr Engagement, überschrieb die Stadt Ihnen das Kloster, woraufhin die Freiwilligen es peu à peu mit Spenden- und Lottomitteln in Wert setzten, erklärt Danilo Sickel, Vereinsmitglied und durch die Thüringer Allgemeine ausgezeichneter „Kyffhäuserkreisbewohner des Jahres 2018“. Liebevoll hat sich der Verein seitdem um die Erhaltung, Pflege und zum Teil Wiederherstellung des historischen Bonifatiusbrunnens und der angrenzenden Teichanlage mit dem alten Käsereigebäude gekümmert. „Für uns ist das Kloster ein zweites zu Hause geworden“, sagen die Vereinsmitglieder. Aus der alten Käserei ist inzwischen ein schmuckes Vereinshaus mit zwei Gästezimmern für Wanderer geworden. Das ehemalige Gutsgebäude wurde mit Unterstützung des ELER Programms (Europäischer Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raumes) und des Thüringer Landwirtschaftsministeriums neu überdacht und dient als „Event-Location“ für Männertag, Gottesdienste oder Taufen. Jedes Jahr im September organisiert der Verein ein großes Klosterfest. Für mich steht fest: Eine 900-jährige  Traditionslinie ist gewichtig, aber diese Gemäuer wären nichts ohne die Menschen, die sie mit Leben erfüllen.

Mein Weg führte mich außerdem zum IFA Museum Nordhausen, das sich am Originalstandort des größten DDR-Dieselmotorherstellers, im heutigen IFA-Industriepark, befindet. Seit zwölf Jahren dokumentiert der Verein IFA Museum Nordhausen e. V. die Entwicklung des ehemals größten Industriebetriebs von Nordhausen von 1905-1997. Neben der Produktionsgeschichte, wird auch die Sozialgeschichte des Industriezweigs in Nordhausen dokumentiert.  Hinter diesem kleinen „Unternehmen“ aus Besuchermanagement, Führungen und Öffentlichkeitsarbeit, stehen fast ausschließlich um ehemalige IFA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Alles was Sie hier sehen“, erfahre ich bei meinem Rundgang durch den umfangreichen und liebevoll in Stand gehaltenen (Land-) Maschinenpark, „ist ehrenamtliche Arbeit“. Für die Vereinsmitglieder und die Stadt Nordhausen ist das IFA-Museum längst zur Bildungsstätte und zum Ort des Zusammenlebens geworden. Kürzlich wurde ein Kooperationsabkommen mit der FH Nordhausen geschlossen. In Zusammenarbeit mit dem städtischen Gymnasium entstand ein Zeitzeugenprojekt, bei dem auch die Kriegsproduktion, Zwangsenteignungen und Zwangsarbeit am Standort Nordhausen kritisch beleuchtet werden. Kleine und große Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland erfahren hier Geschichten, die man so nirgendwo nachlesen kann. Für die Zukunftsfähigkeit des Vereins spielt die Vernetzung mit anderen Vereinen und Verbänden eine entscheidende Rolle: ohne das Zusammenspiel der Werksangehörigen, Sponsorinnen und Sponsoren, Unternehmen, der Stadt und des Ehrenamts, ohne die Kooperation bspw. mit dem Tourismusverband Südharz, wäre die Museumsarbeit nicht möglich. Sorge bereitet den Nordhäusern allein der hohe Altersdurchschnitt des Vereins – die meisten Mitglieder sind „Siebzig Plus“.  „Die Mühen der Ebene werden immer größer – ein Museum wird nie fertig sein…“, erzählen sie mir. Somit ist eine Beschränkung auf Sponsoring allein nicht zukunftsfähig. In nächster Zeit wollen sich alle Mitwirkenden für ein neues Trägermodell und wissenschaftliche Unterstützung, ggf. auch pädagogisch stark machen.  

Ein wichtiger Faktor für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes ist eine gute Gesundheitsinfrastruktur vor Ort. Sie gestattet es uns, dem demographischen Wandel zu begegnen und hält Ortschaften für Neubürgerinnen und Neubürger attraktiv. Dies wurde beim meinem Besuch der KMG Manniske Klinik Bad Frankenhausen deutlich. Am 16.07. schreiben wir den zweiten Tag der dritten Woche nach der Insolvenz der Krankenhausträgergesellschaft, die aus den ehemaligen Kreiskrankenhäusern Bad Frankenhausen und Sondershausen sowie Sömmerda und dem in Brandenburg gelegenen Luckenwalde bestand. Diese Insolvenz hat meine ebenfalls anwesende Kollegin, Gesundheitsministerin Heike Werner, die zuständige Landrätin Hochwind-Schneider und mich einige schlaflose Nächte gekostet. Wir nehmen die Mitverantwortung des Landes und des Landkreises für die Sicherung der medizinischen Daseinsvorsorge sehr ernst und schalteten uns sofort ein. Der Freistaat sicherte die Übergabe von Fördermitteln ab, der Kreis lies Rückfall- bzw. Rückkaufoptionen ins Grundbuch eintragen. Im Ergebnis konnte die geplante Schließung verhindert werden und in Zusammenarbeit zwischen Insolvenzverwalter, Ministerium, Kreis und Betriebsrat der Krankenhausbetreibergesellschaft KMG der Zuschlag zur Übernahme sämtlicher Krankenhäuser erteilt werden. Ich danke allen Anwesenden sehr für ihr Engagement – insbesondere dem Betriebsrat: „Ihr Kampf hat sich gelohnt – wenn Sie nicht gekämpft hätten, säßen wir heute nicht hier.“ Just an diesem Tag ist eine Bertelsmann-Studie veröffentlicht worden, die – basierend auf einer Fallstudie in einem westdeutschen Ballungsraum – eine drastische Reduzierung von Krankenhäusern anregt. Ich nutze die Gelegenheit, um noch einmal mein Unverständnis für diese Schlussfolgerungen zum Ausdruck zu bringen.  „Wir werden weiter um die medizinische Versorgung auf dem Land und um starke Netzwerke vor Ort kämpfen – das war dem Freistaat über 33 Millionen an Fördermitteln wert – aus gutem Grund. Wir haben bewusst, in einer beispielhaften Zusammenarbeit sämtlicher Akteure, alle Register gezogen.“, sagt die Gesundheitsministerin Heike Werner. „Das Krankenhaus ist auch ein wichtiger Standortfaktor, um jungen Leuten möglicherweise Ausbildungsperspektiven vor Ort zu bieten“, so die Landrätin weiter. Sie ist glücklich darüber, dass ein Großteil der Arbeitskräfte aller Krankenhäuser übernommen wurde und wichtige Abteilungen erhalten werden konnten.

17. Juli 2019

Am Morgen des 17.07. nahm ich auf einer unscheinbaren „Mitfahrbank“, irgendwo im Weimarer Land Platz, als  ich das Getrappel zweier Pferde vernahm. Um die Ecke bog eine zweispännige, offene Kutsche – in ihr Frau Krug, Mitglied der Gemeinschaft Schloss Tonndorf, die gemeinsam mit 25 Freiwilligen aus den umliegenden Dörfern in der Initiative „Talvolk“ die Mitfahrbänke aufgestellt hat. In der Kutsche ging es auf einem weinbewachsenen Bergfried – nämlich zu dem großen, teils bewaldeten, 15 ha großen Grundstück, auf welchem sich Schloss Tonndorf befindet. Das historische Ensemble, das nach den ursprünglichen Schlossherren einmal Eigentum des Deutschen Roten Kreuzes war und als Altenheim diente, beherbergt heute eine Gemeinschaft von 30 Kindern und Jugendlichen und 35 Erwachsenen zwischen 1 und 60 Jahren. Im schlosseigenen Waldkindergarten „Grashüpfer“ spielen, lernen und lachen 30 Kinder, die teils in angrenzenden Dörfern, teils im Schloss zu Hause sind und in zwei ofenbeheizten Bauwagen unendlich viel Platz und Natur genießen können. Weiter geht es über eine Streuobstwiese, auf der 100 verschiedene, teils vom Aussterben bedrohte, „alte“ Apfelsorten kultiviert (und anschließend zu leckerem Saft verarbeitet) werden und die Heimat von 16 Specht-Arten geworden ist. Ganz in der Nähe befindet sich auch die hauseigene Molkerei, die „Schlossmilch“ herstellt. Die Blühwiese vor dem Schloss ist von Bienen bevölkert. Der Schlossimker bietet verschiedenste Sorten, vom Frühjahrshonig bis hin zum kräftigen Heidehonig, an. Im neu gegründeten Schlosscafé erfahre ich mehr über die Gemeinschaft. Seit 2005 verwaltet sie das Schloss genossenschaftlich, saniert und belebt es sozusagen als „lebendige Baustelle“ und leistet dabei vorbildliche Arbeit für Natur- und Denkmalschutz. Die Herkunft, Berufe und Lebenserfahrungen der Menschen sind dabei sehr verschieden, was sie als Bereicherung empfinden. Der gemeinsame Verein organisiert Veranstaltungen wie Yoga-, Geburtsvorbereitungs- oder Obstbaumschnittkurse, Führungen von Schulklassen, öffentliche Feste, Konzerte oder Lesungen. Jährlich strömen etwa 8000 Besucherinnen und Besucher auf das Schloss, das mittlerweile auch eine Catering-Küche für Schulessen und eine Schreinerei birgt. Als Teil eines weltweiten Netzwerk von Ökodörfern, will die Schlossgemeinschaft die Welt ein Stückchen besser machen: „Unsere Vision ist eine Welt, in der die persönliche Entfaltung, das gemeinsame Wirken für das Allgemeinwohl und ein geteiltes Bewusstsein für die planetaren Grenzen in einem guten Verhältnis stehen.“ Das gelingt auch immer besser im Zusammenspiel mit den umliegenden Gemeinden. Über die Initiative „Talvolk“ stehen Schloss und Dörfer im Austausch, organisieren gemeinsam Kinoabende oder betreiben ökologische Landwirtschaft in der Region.

Ein wahres, extrem wichtiges Zukunftsvorhaben erlebte ich am 17.07. in Jena, wo ich mit der zentralen Leitstelle und dem Gefahrenabwehrzentrum die modernste Thüringer Leitstelle besuchte. Ihr Aufgabenspektrum erstreckt sich vom Brandschutz, über den Rettungsdienst und die technische Hilfe, bis hin zum Katastrophenschutz und zur Notfallseelsorge. Das aktuelle Zukunftsprojekt für ganz Thüringen ist die Schaffung einer zukunftsfähigen Leitstellenstruktur. Die bisher 13 Leitstellen, sollen zu fünf, an den Planungsregionen des Landes orientierten, Leitstellen werden, die durch ein gemeinsames Schulungszentrum ergänzt werden. Jena blickt dem „Leitstellenverbund Ostthüringen“ erwartungsfroh entgegen. Gera und Jena, die bereits eine Kooperationsvereinbarung getroffen haben, sollen künftig arbeitsteilig die Aufgaben einer Leitstelle für das Altenburger Land, Greiz, den Saale-Holzland-Kreis, den Saale-Orla-Kreis und Saalfeld-Rudolstadt sowie die kreisfreien Städte Gera und Jena übernehmen. Durch gegenseitige Ersetzbarkeit bei Ausfall einer Leitstelle und Unterstützung bei Überlastung durch erhöhtes Einsatzaufkommen, soll die Versorgung von 700 000 Einwohnerinnen und Einwohnern in Ostthüringen verbessert werden. Schon jetzt arbeiten Jena (15 Freiwillige Feuerwehren, zwei Berufsfeuerwehren und fünf Rettungswachen) und der Saale-Holzland-Kreis (156 Freiwillige Feuerwehren, sechs Stützpunktfeuerwehren und fünf Rettungswachen) intensiv zusammen und organisieren gegenseitige Hospitationen. Bewährt hat sich diese Zusammenarbeit unter anderem bei den Waldbränden der vergangenen Wochen. In Zukunft wird sich diese Zusammenarbeit, wie auch die mit der Stadt Weimar, intensivieren. Die Ausbildung muss vereinheitlicht, die technischen Voraussetzungen für ein gemeinsames, digitales Kommunikationssystem müssen geschaffen werden. Hier sind sich alle Beteiligten einig und warten nur noch auf den „Rest des Landes“ bzw. „jemanden, der den Knopf drückt“ – frühestens 2020 könnte es so weit sein. Bei einem Rundgang durch die Leitstelle erlebe ich Lagedienstleiter, Schichtführer und Disponenten in Aktion. 2018 wurden hier rund 70.000 Einsätze, davon 32.000 Notfalleinsätze, koordiniert. „Einsatz für den Waldbrandzug!“, schallt es durch den Lautsprecher. Ich danke allen für ihre wichtige Arbeit und ziehe mich zurück, damit sie dieser auch nachgehen können.

Die Bürgerstiftung Jena, die ich ebenfalls am 17.07. besuchte, ist mir bereits wohlbekannt. Jedes Jahr lasse ich mich im Rahmen ihrer Aktion „Unbezahlbare Gelegenheiten“ für den guten Zweck versteigern. Als eine der ersten ostdeutschen Bürgerstiftungen wurde sie 2002 durch 30 Gründerinnen und Gründer aus der Region Jena-Saale-Holzland gegründet. Seitdem hat sie sich auf beeindruckende Weise, in unzähligen Projekten für das gute Zusammenleben in Jena stark gemacht: Das Projekt „NAHbarn“ soll gegen Alterseinsamkeit wirken, Vorlesepaten und Lesementorinnen und -mentoren ergänzen das schulische Angebot, im Projekt „Schatzheber“ gehen Ehrenamtliche in Kitas und geben ihre persönlichen Hobbies (Imkerei, Holzarbeit, Strickarbeiten, Stollenbacke, u.v.m.) an drei bis Sechsjährige weiter, in „Chancenpatenschaften“ werden Tandems zwischen Jenaern, Jenensern und neu Hinzugezogenen gebildet. Heute geht es für mich auf Einladung der Stiftung ins herrliche Grün mit fantastischem Blick über Jena: Die Trüperwiese ist eine 1,3 Hektar große Streuobstwiese nahe der Jenaer Sophienhöhe, die ursprünglich zur 1890 gegründeten Troperschen Heil- und Erziehungsanstalt für entwicklungsgeschädigte Kinder gehörte. 2014 wurde die Fläche durch die Erbengemeinschaft der Bürgerstiftung gestiftet, die diesen sehr wertvollen, auf der roten Liste der Lebensräume stehenden Landschaftsbestandteil, in dem Projekt „Eine Wiese für alle“, als Naherholungsraum für Bürgerinnen und Bürger pflegt. Der Bürgermeister und ich machen uns vor Ort nützlich und graben drei Pflanzlöcher zur Erweiterung der Streuobstwiese. Hier entsteht ein reiches Angebot vom Baumschnittkurs bis zur Apfelernte und dem gemeinsamen Saftpressen.

18. Juli 2019

Wie man den ländlichen Raum durch das Zusammenspiel verschiedener Vereine und die richtige Infrastruktur lebendig hält, erlebte ich sehr ansprechend am 18.07. als ich die Orte Löbichau und Andisleben besuchte. Im 1255 erstmals urkundlich erwähnten Löbichau entwickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg der Uranerzbergbau. Der folgende Strukturwandel führte zu einer umfangreichen Dorferneuerung unter dem Stichwort „Revitalisierung der Wismutregion“ – diese Dorferneuerung wäre ohne die engagierten Bürgerinnen und Bürger wohl niemals so erfolgreich verlaufen. Bürgermeister Rolf Hermann führt mich durch einen Gebäudekomplex, in dem die Grundschule, der Kindergarten und eine Kindertagesstätte untergebracht sind. In den Ferien und im außerschulischen Bereich kümmert sich der Förderverein der Grundschule Großtechau e.V. um AGs und Ferienangebote. Das macht den Ort für junge Familien sehr attraktiv. Die im Zentrum gelegene Kirche wurde durch die Gemeinde und den „Verein zur Erhaltung der Poppe-Orgel“ liebevoll instandgesetzt. Gemeinsam lauschen wir den Klängen der Orgel im hellen Kirchenschiff. An diesem Ort wurde das reiche Thüringer „Orgel-Erbe“, welches wir der Familie Bach verdanken, erfolgreich bewahrt. Kaum traten wir vor die Tür, erreichten uns Klänge ganz anderer Art: Die Schalmeienkapelle 1962 Löbichau e. V. schmettert das Rennsteiglied. Der Verein verzeichnet 53, überwiegend junge Mitglieder, was für eine kleine Gemeinde außergewöhnlich und identitätsstiftend ist. 2019 sind 27 Auftritte in der gesamten Region geplant. Vorbei am einzigen deutschen Rasenbowlingplatz, geht es zum ehemaligen Schafstall, der in ein Feuerwehrhaus umgewandelt wurde. Auf zwei Etagen sind hier der Feuerwehrverein Löbichau und der Sportverein zu Hause. Ich bin beeindruckt von den schönen, liebevoll instand gehaltenen Räumlichkeiten. Zum Abschluss des Besuchs spielt noch einmal das Schalmeienorchester „I just can’t get enough“ – auch ich kann von so viel Engagement nicht genug bekommen.

Auch im 625 Einwohnerinnen und Einwohner starken Andisleben tobt das Vereinsleben. Im Dorfgemeinschaftshaus treffe ich auf den Bürgermeister Hans Vollrath und eine Vielzahl, überwiegend weiblicher Vereinsvorsitzender. Vom Seniorenclub, über die Elterninitiative, Kultur- und Faschingsverein, bis zum Kirmesverein, Schießsportverein und Sportverein sind in Andisleben dem Freizeitvergnügen keine Grenzen gesetzt. Nachdem vor ca. zehn Jahren der Betreiber der Parkgaststätte mit Saal starb, entschloss sich die Gemeinde zum Kauf des Objekts, welches mit Fördermitteln aus dem Dorferneuerungsprogramm schrittweise saniert wurde. So entstand das heutige Dorfgemeinschaftshaus als Heimat des Vereins-Netzwerks, welches sich als „Kulturinsel in der Verwaltungsgemeinschaft Geraaue“ versteht. 2013 entstand die Idee, auch überregionale Künstler/innen nach Andisleben zu holen, um das Kulturangebot im Rahmen der Kreiskulturwochen zu verbreitern. Bereits im ersten Jahr kamen viele Gäste zu den Veranstaltungen, beginnend mit einer Vernissage zur Kunstausstellung im Dorfgemeinschafshaus einem Gospelchor, Buchlesungen, Reisebericht bis hin zum Auftritt des „Erfurter Sommertheaters“. Seit dem letzten Jahr öffnen Anwohner/innen im Advent ihre Höfe zu gemeinsamen Weihnachtsfeiern. Die nicht mehr genutzte Kegelbahn wurde zur „Kreativ-Werkstatt-Andisleben“, in der Kinder und Senioren gemeinsam basteln. Dahinter steckt eine gute Organisaton: Alle Vereinsvorsitzenden besprechen bereits im Herbst das Programm des Folgejahres, welches in einem gemeinsamen Kalender festgehalten und veröffentlicht wird. „Unser Grundgedanke war vor 20 Jahren: Wenn wir den Menschen hier auch nur wenige Arbeitsplätze bieten können, so möchten wir wenigstens attraktive Lebensbedingungen schaffen.“, sagt der Bürgermeister. Dies ist vollumfänglich gelungen – auch an Arbeitsplätzen mangelt es mittlerweile nicht mehr.

Auch der Besuch des Ortsverbands des Technischen Hilfswerks am 18.07. in Altenburg schärfte noch einmal unser Bewusstsein für die Bedeutung der Nachwuchsgewinnung im Ehrenamt. Das THW, das wertvolle Arbeit durch den Einsatz technischer Spezialistinnen und Spezialisten zum Beispiel im Bergungs- und Instandsetzungsdienst technischer Züge, im Notstands-, großen Unglücks- und Katastrophenfall, bei Bergungen und bei der Erfüllung öffentlicher Aufgaben leistet, verfügt in Deutschland über 66 hauptamtliche Geschäftsstellen und 668 ehrenamtliche Ortsverbände. Der erste Thüringer Ortsverband wurde 1991 in Erfurt, als einer von zweien in den neuen Bundesländern, gegründet. Seit 1996 gibt es den in Altenburg gegründeten Landesverband Sachsen / Thüringen, der 34 Ortsverbände mit etwa 3000, überwiegend ehrenamtlichen, Helferinnen und Helfern sowie und Junghelferinnen und -helfern. In Thüringen gibt es etwa 770 Aktive in zwölf Ortsverbänden. Vor Ort berichten mir die Freiwilligen über ihre spannende Arbeit: Der Landesverband Sachsen / Thüringen hat sich, durch seine hohe Einsatzbereitschaft und Verfügbarkeit, ein hohes Ansehen innerhalb der THW-Gemeinschaft im gesamten Bundesgebiet erworben. So unterstützte er zum Beispiel die Gefahrenabwehr entlang der Eisenbahnneugaustrecke VDE 8.1 und 8.2 in Thüringen. Das größte Kapital sind dabei das Fachwissen und die praktische Erfahrung der Helferinnen und Helfer, die sorgfältig ausgewählt und vorbereitet werden. Die ca. zwölf jungen Freiwilligen, die sich an diesem Tag in Altenburg mit der Vorbereitung des 17. THW Bundesjugendlagers in Rudolstadt beschäftigen, empfinden das THW als eine anspruchs- und sinnvolle sowie auch moralisch wertvolle Freizeitbeschäftigung.  Gemeinsam haben sie in den vergangenen Tagen 5000 Rucksäcke mit Stadtplänen, Kugelschreibern und Brotdosen gepackt. Mir wurde die besondere Ehre zu Teil, den 5000. Rucksack zu packen. Das Bundesjugendlager wird vom 27.07. bis 03.08. in Rudolstadt stattfinden – dort werden wir uns wiedersehen. Ich freue mich schon.

19. Juli 2019

Der Morgen beginnt mit der Fahrt durch die, vom Morgentau noch leicht benebelten Tälern und Höhen, im Trusetal. In Brotterode steht die Inselbergschanze und ragt über 100 Meter in den Himmel hinauf. Tatsächlich springen an diesem Morgen sogar einige Leute auf der etwas kleineren benachbarten Anlage. Trockenübungen auf dem Rasen, die aber nicht minder beeindruckend wirken. Vorallem, wenn man oberhalb der Absprungstelle steht und den jugendlichen Athleten beim Springen zusehen kann.

Im kleinen Museum am Wartungsturm direkt neben der Schanze, kann ich mich über die spannende Gesichte des Skispringens am Standort informieren. Nicht nur technisch ist es interessant zu sehen, wie sich der Sport gewandelt hat. Auch technologisch ist vieles passiert. Die Schuhe, die die Sportlerinnen und Sportler anno dazumal noch an den Füßen trugen, machen heute keinen allzu vertrauenswürdigen Eindruck mehr – das ist aber wahrscheinlich nur mein Blick als Laie, denn auch mit der abenteuerlichen Ausrüstung der Vergangenheit sind den Springerinnen und Springern hier ja in fast 100 Jahren Geschichte viele sportliche Meisterleistungen geglückt. Deswegen werden wir auch weiterhin gemeinsam mit dem Landratsamt und dem Tourismusverein hart daran arbeiten, dass die Schanze auch weiterhin ihren Platz als Austragungsort für Spitzsport behalten wird.

Im Anschluss ging es weiter an den Breitunger See. Der örtliche Angelsportverein zeigte mir nicht nur die „Früchte“ seiner Arbeit (der Fisch war ganz ausgezeichnet), sondern präsentiert auch seine Arbeit in Bezug auf die Erschließung des Sees aus touristischer Sicht und unter Aspekten von Naherholung und Naturschutz. Auch hier erkenne ich erneut, dass wir die vielen spannenden Freizeitaktivitäten, die durch so viel ehrenamtlichen Enthusiasmus für ein Hobby ermöglicht wird, viel besser erzählen müssen. Denn die Menschen, die hier leben und mit ihrem Know-How nicht nur dafür sorgen, dass der See gesund und die Natur für alle Menschen erhalten bleibt, haben es verdient, dass auch andere von den Ergebnissen ihrer oft Jahrzehnte andauernden Arbeit profitieren. Dafür braucht es aber landkreisübergreifende Konzepte und am Ende vielleicht ein bisschen höhere Ansprüche an das was man gemeinsam erreichen kann. Hier in Breitungen sehe ich ein ums andere Mal, dass Thüringen sich nicht verstecken darf, wenn es um Naherholung in der heimischen Natur geht.

Weiter geht es vom tiefen Tal, hoch auf den Berg – den Pleß um genau zu sein. Hier empfängt uns der Rhönclub Breitungen mit köstlichen Bratwürsten und einer fantastischen Aussicht vom 20 Meter hohen Pleßturm. Von hier kann man klaren Tagen bis zu den Kalibergen im Westen oder dem Brocken im Norden schauen. Richtung Süden blickt man praktisch auf das Schlachtfeld des Gefechts bei Dermbach, wo sich 1866 die preußischen und bayerischen Truppen gegenüberlagen.  Genau 20 Jahre ist der Turm dieses Jahr alt und die Mitglieder des Rhönclubs sind sichtlich stolz auf dieses Wahrzeichen der Region. Aufopferungsvoll kümmern sie sich schon viele Jahre darum, dass Tradition und die Liebe zu Land und Brauchtum, sei es die regionale Mundart, oder eben die Wanderwege hier im Westen des Landes, nicht verloren gehen. 

„Was wir hier machen, ist ein buntes Potpourri der Carearbeit!“, so begrüßt mich Angela Wenning-Dörre, Geschäftsführerin schließlich beim Diakonieverein Orlatal e.V., auf meinem Besuch im Kinder- und Jugendheim in Ranis. In drei Wohngruppen lebt und arbeitet man hier mit den Kindern und Jugendlichen zusammen, um sie trotz erschwerter Ausgangsbedingungen auf den Start ins selbstständige Erwachsenenleben vorzubereiten. Dass dies mit viel Hingabe und Liebe geschieht, ist hier offensichtlich. Nicht nur die Gestaltung und Einrichtung, sondern auch die kompetente, geschulte und warmherzige Herangehensweise an das gesamte Umfeld, in dem die jungen Menschen hier leben, ist vorbildlich. 56 von ihnen leben hier zurzeit und – leider – sind die Plätze schwer begehrt. „Kaum zieht ein Kind aus, kommt auch schon das nächste nach“, erklärt Frau Wenning-Dörre. Die Arbeit mit den jungen Leuten reicht dabei von Therapiemaßnahmen, Elternarbeit zur Ermöglichung von Familienzusammenführung oder Hilfe zur positiven Persönlichkeitsentfaltung bis hin zur Möglichkeit von mehreren Geschwisterpaaren, zusammen in einer Gruppe zu leben. Alles in allem spürt man, wie hier in Ranis auf vielen verschiedenen Ebenen am Wohl der jungen Bewohnerinnen und Bewohner gearbeitet wird. Dass dafür auch eine ganze Menge Kraft und Durchhaltevermögen benötigt wird, ist offensichtlich. Es ringt mir ungemein Respekt ab, wenn ich die Arbeit dieser Pädagoginnen und Pädagogen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter ansehe. Ihr Verdienst an unserer Gemeinschaft ist mit Gold nicht aufzuwiegen.

Aber das Kinder- und Jugendheim ist mir auch aus einem anderen Grund noch besonders wichtig. Als 2015, auf dem Hochpunkt der sogenannten Flüchtlingskrise die ersten sogenannten UMAs (unbegleiteter minderjähriger Ausländer) in Thüringen ankamen, wurden die ersten 15 von Ihnen hier nicht einfach nur untergebracht, sondern aufgenommen. Man hat diesen Schutzbedürftigen offenherzig die Türen aufgemacht und dafür werde ich ewig dankbar sein. Von den Asylsuchenden, die damals hier ankamen sind heute fast alle in Ausbildung und auf dem besten Weg, ihren Weg bei uns zu finden. Ich bin froh, dass es Einrichtungen, wie diese gibt. Die Solidarität, auf deren Gedanken sie sich gründet, hat sie in Zeiten der ärgsten Krise weiter gegeben und gelebt.