#ZukunftThüringen – Tag 2 – Wartburgkreis und Schmalkalden-Meiningen (10. Juli 2017)

Die erste Station führte mich am zweiten Tag in den Kreis Schmalkalden-Meiningen, zur Höhnberg Technik GmbH in Floh-Seligenthal, einem Unternehmen, das im vergangenen Jahr den ersten Platz des Thüringer Gründerpreises als „Erfolgreiches Jungunternehmen“ errungen hat. Hier werden Werkzeugmaschinen aus den Bereichen Drehen und Fräsen in Betrieb genommen, ggf. generalüberholt oder repariert und Maschinenkomponenten aller Hersteller angeboten.

Die Höhnberg Technik GmbH wurde 2010 gegründet, als Herr Martin und sein Kollege, Herr Petermann, nach einer Krise in der Automobil- und Zuliefererindustrie nach neuen beruflichen Perspektiven suchten.

Durch eine gehörige Portion Flexibilität (ursprünglich wollte man sich auf die Innovation und Inbetriebnahme von Blockheizkraftwerken spezialisieren, das zweite Standbein, die Wartung von Maschinenkomponenten, entpuppte sich als Erfolgsgeheimnis) und Schnelligkeit (eine Wartung muss binnen 12 Stunden erfolgen, damit große Industrieunternehmen nicht erhebliche Einbußen verzeichnen) wurde das Unternehmen zum Erfolg. Heute wartet und repariert die Höhnberg GmbH Maschinen im gesamten deutschsprachigen Teil Europas und ist immer bestrebt, ihr Geschäftsgebiet zu erweitern.
Es gilt: „Wo gehobelt wird, da fallen Späne und da geht auch immer was kaputt“. Insofern muss man sich über die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens eigentlich keine Gedanken machen, oder? Ganz stimmt das nicht. Auch die Höhnberg Technik GmbH meldet Bedarf an gut qualifizierten Ausbildungskräften an.

Übrigens, der Name „Höhnberg Technik“ kommt vom höchsten Berg in Floh-Seligenthal, dem Höhnberg. Denn nicht nur unternehmerisch, auch touristisch hat die Region einiges zu bieten: Auf der neuen Ausspanne treffe ich Vertreter der Bergwacht Floh-Seligenthal, mit denen ich knapp 6 km über den Bergsee Ebertswiese und die Bergwachthütte bis zum Berghotel Ebertswiese wandere.

„Das Wetter ist kommunale Selbstverwaltung“, wie ich zu sagen pflege. Was das anbetrifft, so wäre in Schmalkalden-Meiningen heute noch Luft nach oben gewesen. Und so kommt es, dass ich am wunderschönen Bergsee im Naherholungsgebiet Ebertswiese (laut „ZEIT“ einer der zehn schönsten Picknickplätze, laut „BILD“ Platz 8 der 50 schönsten Badeseen Deutschlands) keinen Kopfsprung ins Wasser mache, sondern bei Bindfadenregen das gefleckte Knabenkraut, eine hier verbreitete Orchideenart bewundere.

Auf der Ebertswiese, ca. 770m über NN, liegt die Bergwachtstation der DRK Bergwacht Floh-Seligenthal. 32 Mitglieder, von denen 20 feste Einsatzkräfte der Bergwacht sind, leisten ganzjährig ehrenamtlich Bereitschaftsdienst und betreuen damit ungefähr 8 km auf der südwestlichen Seite des Rennsteiges. Sie sorgen auch dafür, dass Veranstaltungen wie der GutsMuths-Rennsteiglauf, dessen Sieger ich neulich geehrt habe, reibungslos funktionieren.

Die Männer sind für den sogenannten „bodengebundenen Rettungsdienst“ verantwortlich – also die Rettung hilfloser Menschen aus unwegsamen Geländen. Das bedeutet, lebenserhaltende Maßnahmen, Abtransport und eine medizinische Erstversorgung bis z. B. die Luftrettung übernehmen kann. Aber die Bergwacht kümmert sich nicht nur um Verletzte, sondern auch um das Landschaftsbild. Einmal im Jahr wird die Bergwiese im Rahmen des Natur- und Heimatschutzes gemäht und immer wieder finden Müllsammelaktionen statt.

Als Schirmherr der Projektgruppe „Zukunft Thüringer Wald“, weiß ich, wie sehr wir auf diese Ehrenamtlichen angewiesen sind. Und ich sehe es auch als meine Aufgabe, die frohe Botschaft von der Schönheit dieser Region deutschlandweit zu verkünden.

Neben der Stärkung des Ganzjahres- und Familientourismus muss es auch um die Verbesserung der Barrierefreiheit gehen. Denn: Wenn man die Barrierefreiheit nicht mitdenkt, ist das in meinen Augen keine Gedankenlosigkeit. Es ist Arroganz.

Unter anderem über dieses Thema tausche ich mich bei meinem Folgetermin mit dem Verband der Behinderten im Wartburgkreis aus, der mich zum großen Sommerfest eingeladen hat. Auf meinem Rundgang besichtige ich den Kindergarten, die Wohngruppen, Tagesförderung und den Garten, in dem das Sommerfest ausgerichtet wird.

Seit 1990 leistet der Verband hervorragende Arbeit, hat stetig mehr Verantwortung übernommen und seinen Wirkungskreis erweitert. Was mit einer Beratungsstelle begann, wurde 1991 um einen Fahrdienst und eine heilpädagogische Wohneinrichtung und 1994 um eine integrative Kindertagesstätte, das „Haus der kleinen Freunde“, ergänzt. 1998 kam eine Tagesstätte für schwerst- und mehrfach behinderte Erwachsene, 2015 ein Dienst zur Entlastung Angehöriger dazu.

Bis heute ist der Verein, sind seine rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine elementaren Basis und Stütze für behinderte Menschen. Sie schaffen die Voraussetzungen, dass behinderte Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Diese Entwicklung ist beeindruckend und es wundert daher nicht, dass der Verband neue Ziele anstrebt. Im Oktober soll eine neue Beratungsstelle in Bad Salzungen eröffnet werden. Diese neue Beratungsstelle wird ihr Büro gut sichtbar mitten in der Stadt am Marktplatz haben. Das neue Büro wird nicht nur Anlaufstelle für Menschen mit Behinderungen und ihre Familien sein. Integriert wird auch ein Ehrenamtsbüro. Denn es gibt viele Menschen, die sich über ihr normales Tagwerk hinaus für andere Menschen engagieren wollen.

In meinen Augen ist das genau der richtige, zukunftsweisende Weg: Menschen mit Behinderungen sind ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft und dazu gehört eine zentrale und selbstbewusste Verankerung in der Stadt. Zur neuen Sichtbarkeit gehört auch, dass ihr Verband eine Namensänderung vornehmen möchte. Statt „Verband der Behinderten“ heißt es zukünftig: „Aktiv im Leben mit Behinderung“. Ich möchte diese Idee unterstützen, d

Denn genau das ist es, was Inklusion meint: Das Augenmerk liegt nicht mehr auf der Behinderung, sondern vor allem auf der selbstverständlichen und aktiven Teilnahme am Leben.

Ein Verein, der sich aufmacht, jedem eine gleiche Chance zu geben, ist Teil unserer Thüringer Zukunft. Ich freue mich, dass ich heute miterleben durfte, wie gut das im Wartburgkreis funktioniert.