#ZukunftThüringen – Tag 1 – Weimar (06. Juli 2017)

Heute startete meine Sommertour „#ZukunftThüringen“ – bis Ende Juli werde ich durch das ganze Bundesland reisen. Ich werde mir die Orte anschauen und die Menschen treffen, die unser Land kulturell, touristisch, wissenschaftlich, durch Engagement in sozialen Einrichtungen und im Ehrenamt zukunftsfest machen.

Übrigens beschwerte sich Mike Mohring auf Twitter darüber, dass ich einen Mietwagen mit bayerischem Kennzeichen nutze. Nun zum einen lässt die Autovermietung all ihre Fahrzeuge in Bayern zu und zum anderen ist doch die Bedeutung des Kennzeichens: „R-RR“ ganz klar: „Ramelow – richtig rot“.

Meine erste Station war heute Weimar. Genauer gesagt: Die Bayer Weimar GmbH Co. KG. Hier werden pharmazeutische Prozesse kontinuierlich überwacht und automatisch gesteuert. Die Firma ging 2006 aus den Nachfolgeunternehmen der bereits 1950 gegründeten Jenapharm hervor. Mit 469 Mitarbeiter/innen, 33 Azubis und einem durchschnittlichen jährlichen Investitionsvolumen von 6 Mio. Euro ist das Unternehmen eines der wichtigsten der Region.

Zunächst erhalten wir einen kleinen Überblick über den Weimarer Standort. Hierbei handelt es sich um das sogenannte „Supply Center“ des Unternehmens mit dem Schwerpunkt „Frauengesundheit“. Übersetzt heißt das: Es werden orale Hormonprodukte wie die Pille, aber auch hormonelle Ersatzprodukte für Hormontherapien hergestellt. 2016 waren es 6,5 Milliarden Tabletten. Bayer ist hier Weltmarktführer, exportiert in 100 Länder.

Es folgt: Ein Rundgang durch die Produktion. „Gestern in der Schokoladenfabrik, durften wir zur Qualitätskontrolle mal naschen“, scherze ich. „Das würde ich Ihnen hier nicht raten“, entgegnet der Geschäftsführer, der mich in Kittel, Haarnetz und Füßlinge hüllt, um mich anschließend durch mehrere Desinfektions-Stationen zu geleiten, die hier zum Arbeitsalltag gehören.

In einer großen Halle schauen wir uns an, wie die unter Reinraumbedingungen hergestellten rosa, orangefarbenen oder gelblichen Tabletten versiegelt, verpackt und gekennzeichnet werden.

Bayer wächst, erfahre ich, und ist händeringend auf der Suche nach Fachkräften. Das Unternehmen bildet vorrangig Pharmakant/innen und Chemielaborant/innen aus. „Wir bilden aus, um die Leute zu halten“, beteuert die Chefin der Personalabteilung. Leider ist die Konkurrenz aus anderen Bundesländern groß. Um jungen Thüringer/innen Anreize zu bieten, bemüht man sich sehr um die Betriebsgesundheit, bietet attraktive Teilzeit-, Gleitzeit- und Vertrauensarbeitszeitmodelle an und will bis Mitte nächsten Jahres einen Betriebskindergarten gründen.

Ich bedanke mich für die hochinteressanten Einblicke und muss mich gleich wieder beeilen.  Auf einer Baustelle erwarten mich die Klassik Stiftung Weimar und der Oberbürgermeister von Weimar, Stefan Wolf. Teil zwei des heutigen Tages widmet sich einem zukunftsweisenden Kultur(tourimus)projekt: Dem neuen Bauhausmuseum.

Ich bin hier, um mich über den Stand der inhaltlichen und gestalterischen Planung zu Informieren. Das derzeitige Museum verzeichnet jährlich ca. 60.000 Besucher/innen und steht somit auf Platz 4 der Thüringer Museen. Das neue Bauhausmuseum will noch mehr – es möchte im Vorfeld des Bauhausjubiläums 2019 eine „Jahrhundertchance“ für Weimar sein. Es soll Teil eines internationalen Netzwerkes sein, eine weltumspannende Idee transportieren, deren Botschafter ich als Thüringer Ministerpräsident unter anderem in Tel Aviv und Chicago war.

Natürlich ist der Geist des Bauhauses architektonisch erkennbar: Das Museum ist hell, lichtdurchflutet und modern, öffnet sich zur Stadt und zum Weimarhallenpark, bildet optische Brücken zu anderen Institutionen, die auch in der Museumsarbeit eine Rolle spielen. So bietet sich die bundesweit einmalige Chance der Wissensvermittlung an authentischen Orten: Die Klassik Stiftung arbeitet gerade an Kooperationen mit der Gedenkstätte Buchenwald. Zugleich lässt sich in wenigen Städten so gut die „Fragilität von Verfassungsfragen“ thematisieren wie in Weimar. Auch das könnte ein Arbeitsschwerpunkt werden.

Kernthema ist jedoch – nach Walter Gropius – „die brennendste Frage des Tages überhaupt (…) Wie werden wir wohnen, wie werden wir siedeln, welche Formen des Gemeinwesens wollen wir erstreben?“ Im neuen Bauhausmuseum soll es um individuelle Lebenskonzepte, die Ästhetisierung des Alltags, die Zukunft der Mobilität gehen. Dazu wird es unter anderem ein digitales Stadtmodell und Experimentiertische für die Besucher/innen geben.

Obwohl auf den drei Etagen auch die Geschichte des Bauhauses von Gropius über Mies und Meyer dargestellt wird, soll es vor allem – wenig museal und sehr lebensnah – darum gehen, wie Innovationsprozesse „angeschoben“ werden können. Hierzu spielt die Museumspädagogik eine besondere Rolle. Derzeit arbeitet eine Gruppe von – durch das Thüringer Bildungsministerium finanzierten – „Bauhaus-Botschafter/innen“ daran, die Zukunftsvorstellungen der Thüringerinnen und Thüringer (Kinder, Eltern, Studierende) in die Ausstellung einfließen zu lassen.

Welch besseren Auftakt für eine Zukunftstour kann man sich wünschen? Ich komme mit Sicherheit wieder, um mitzudenken. Spätestens 2019, wenn die Eröffnung des neuen Bauhausmuseums ansteht.