Zuflucht & Zeugnisse

Auch wenn die Plenarsitzung heute nicht wie geplant stattfand, weil die Tagesordnung schon abgearbeitet war, hatte ich trotzdem im Landtag zu tun. Karola Stange und ich hatten einen Termin mit einer Besuchergruppe aus dem Erfurter „Haus Zuflucht“. Das ist eine Einrichtung, die von der Stadtmission betrieben wird und sowohl Nachtasyl wie auch betreutes Wohnen anbietet. Unser Gespräch drehte sich um Gott und die Welt, quer durch alle möglichen politischen Themen. Was unseren Gästen aber besonders am Herzen lag, war der Hinweis, dass Menschen ohne festen Wohnsitz in der Politik kaum eine Lobby haben. Das stimmt leider.

Mein Tag begann heute früh mit einer Recherche in meinem Keller, denn ein Radiosender hatte mich anlässlich der heutigen Ausgabe der Halbjahreszeugnisse nach meinen Schulzeugnissen gefragt. Nach dem Durchwühlen mehrerer Kisten bin ich auch fündig geworden, allerdings war das nur so halb erfreulich. Das Abschlusszeugnis meiner Fachhochschulreife vom 22. Juni 1977 bestand fast nur aus Einsen und Zweien. Da war aber auch meine Legasthenie schon diagnostiziert und berücksichtigt. Mein Zeugnis aus der 9. Klasse von 1970 war dagegen ziemlich bedrückend.

Auf dem leicht vergilbten Papier steht fast in allen Fächern „befriedigend“, einmal „ausreichend“ und zweimal „mangelhaft“. Das einzige „gut“ war mir in Musik vergönnt. Ich schreibe das hier auf, weil ich deutlich machen will, dass man Zeugnissen nicht zu viel Bedeutung beimessen sollte. Sie spiegeln oft, aber eben nicht immer die Stärken eines Menschen wieder. Deswegen viele Grüße an alle Schülerinnen und Schüler, bei denen das Halbjahreszeugnis noch nicht so gut aussieht. Aber keine Sorge, die Landesregierung wird jetzt keine Diskussion um den Einsatz von Schulnoten anfangen. Da gibt es eine gute Regelung, die sich bewehrt hat. Und was an den Schulen gebraucht wird, sind vor allem neue Lehrerinnen und Lehrer.

Unsere Bildungsministerin Birgit Klaubert hat übrigens schon dafür gesorgt, dass zum Start des zweiten Schulhalbjahres Neueinstellungen stattfinden. Und was ihr dabei wichtig war: Die Einstellungen finden nicht wie ursprünglich geplant erst nach den Ferien zum 9. Februar statt, sondern schon zum 1. Februar. Damit haben die neuen Pädagoginnen und Pädagogen eine Vorbereitungswoche und es muss sich auch niemand wegen acht Übergangstagen erst arbeitslos melden, um abgesichert zu sein. Das ist ein kleiner Schritt, aber ein sehr richtiger, wie ich finde.