Sind die Schulnoten dann mal weg?

Die roten Socken dieses Wahlkampfes sind die Schulnoten. Unbeirrt von der Realität behaupten CDU und FDP immer wieder, dass wir die Schulnoten abschaffen wollen. Zuletzt hat die Union das sogar in ihrer Wahlkampfzeitung verbreitet, eingebettet in ein krudes Sammelsurium von Warnungen vor einer rot-roten Landesregierung. Offensichtlich soll damit den Menschen Angst gemacht werden. Dabei zeigt es nur die Angst derjenigen, die das behaupten: Angst vor dem Verlust von Macht und Posten.

Wie ist das nun mit den Schulnoten? Wir wollen da gesetzlich gar nichts ändern. Es gibt seit 2011 in der Thüringer Schulordnung die Möglichkeit bis zur achten Klasse auf Noten zu verzichten. Das wurde von der CDU mit getragen. Faktisch findet es aber kaum statt. Was wir uns vorstellen ist, dass dort wo es sinnvoll und machbar ist, stärker auf differenzierte Worturteile gesetzt wird. Einfach weil es den Kindern eine bessere Rückmeldung für ihren Lernerfolg gibt. Notwendige Voraussetzung dafür ist, dass Lehrerinnen und Lehrer Zeit haben, diese aufwendigere Bewertungsmethode umzusetzen. Deswegen sage ich auf jedem Marktplatz in Thüringen, dass wir in den nächsten zehn Jahren 5000 neue Lehrkräfte einstellen wollen. Ohne die geht es nicht.

Selbst in der CDU nennen Bildungsexperten das strikte Festhalten an Schulnoten eine „Pädagogik aus dem Kaiserreich“. Sicher ist es so, dass gute Noten die Kinder motivieren. Aber bei schlechten Noten funktioniert das nur bedingt. Über die erste Fünf ärgert man sich noch, über die zweite auch. Aber ab der dritten oder vierten schlechten Note setzt Resignation ein. Wie sich das anfühlt, weiß ich leider noch aus eigener Erfahrung von meinen Diktaten. Jedes Kind optimal zu fördern, heißt ihm eine indivuelle Rückmeldung zu geben, mit der es seine Stärken ausbauen kann – mit Noten und mit Worturteilen. Und Stärken hat jedes Kind!

Noch ein anderes Thema: Richtig gefreut hat mich heute, dass der Streik an den Autogrill-Raststätten „Eisenach“ und „Hörselgau“ erfolgreich beendet wurde. Der Konzern hat endlich zugestimmt, in einen Tarifvertrag einzutreten. Die Kolleginnen und Kollegen hatten seit April gestreikt, seit Anfang August unbefristet und rund um die Uhr. Das war ein unglaublicher Kraftakt, der viel Mut erfordert hat. Schließlich konnte niemand den Streikenden vorhersagen, wie lange es dauert, bis ihr Arbeitgeber endlich einlenkt. Deshalb möchte ich den Kolleginnen und Kollegen und der NGG ganz herzlich zu diesem Erfolg gratulieren. Ihr habt eindrucksvoll gezeigt: Nur wer kämpft, kann gewinnen!