Der Mann, vor dem Ihre Kanzlerin Sie persönlich warnt

Während ich über meinem Tagebuch sitze, höre ich im Radio, Bundeskanzlerin Merkel habe heute bei ihrem Wahlkampfauftritt in Leinefelde davor gewarnt hat, dass ich der nächste Thüringer Ministerpräsident werden könnte. Es amüsiert mich ja immer ein bisschen, wenn mit Frau Lieberknecht und Frau Merkel zwei ehemalige FDJ-Funktionäre drohen, ausgerechnet mit mir würde der Geist der DDR wieder einziehen. In der Vergangenheit haben solcherlei Rote-Socken-Kampagnen der CDU noch nie geholfen, aber wenn sie es auch diesmal wieder probieren wollen, liegt es nicht in meiner Hand, sie aufzuhalten.

In meiner Hand hatte ich heute große Kisten mit Hilfsgütern für die Jesiden im Nordirak. Martin Kranz aus Weimar hatte mir letzte Woche erzählt, dass er heute in Weimar eine Sammlung organisiert. Ich finde heute am Weltfriedenstag hat das auch eine symbolische Bedeutung: Während der Bundestag – mit Ausnahme der Linksfraktion – Waffenlieferungen in die Krisenregion zustimmt, sammeln die Menschen in Weimar Dinge, die wirklich helfen: Kleidung, Handtücher, Decken, Kinderwagen, etc.

Danke an Martin Kranz für diese Spendensammlung und auch Danke dafür, dass die Sammelstelle extra eine Stunde länger offen hatte, damit ich nach den ganzen Terminen, die nicht mehr zu verschieben waren, noch vorbeikommen konnte. Unmittelbar vorher war ich auch bei einer sehr guten Veranstaltung, auf die ich nicht verzichten konnte. Gemeinsam mit Alt-Pröpstin Elfriede Begrich saß ich in der Erfurter Barfüßerkirche und wir hörten und sprachen Texte zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege.

Noch einige wenige Gedanken zur Wahl in Sachsen: Danke an unsere Genossinnen und Genossen für einen phantasievollen und kämpferischen Wahlkampf, der mit einem guten Ergebnis geendet hat, aber ein besseres verdient gehabt hätte. Insgesamt ist das Ergebnis der Wahl natürlich bedrückend: Weniger als 50 Prozent Wahlbeteiligung und 15 Prozent der Stimmen für rechte und neonazistische Parteien. Das muss für uns alle Mahnung sein.