Viel Stoff zum Streiten

Erst hatte ich gestern Morgen noch ein wenig Bedenken, ob wir bei unserer Mai-Demo nicht zu wenige Leute wären. Dann wurden wir aber schlagartig immer mehr und schließlich hat sich doch ein ganz beachtlicher Zug von Menschen in Bewegung gesetzt, um für gute Arbeit und gute Löhne zu demonstrieren. Und es gibt ja auch genug Dinge, für die es sich zu streiten lohnt – nicht nur am 1. Mai: Zum Beispiel für einen Mindestlohn ohne Ausnahmen.

Wir haben aber auch in Thüringen Arbeitsbedingungen, bei denen ich mich mit den Verantwortlichen streite. Auch mit meiner eigenen Kirche muss ich mich anlegen, wenn in einem von der Diakonie betriebenen Maßregelvollzug Beschäftigte jetzt nicht mehr für die Mitarbeitervertretung kandidieren dürfen, weil sie nicht Mitglied einer christlichen Kirche sind. Diese Einschränkung von Arbeitnehmerrechten halte ich für inakzeptabel, zumal die Diakonie das Krankenhaus erst vor einigen Jahren übernommen hat, als die Landesregierung beschlossen hat, selbst hoheitliche Aufgaben wie den Maßregelvollzug zu privatisieren. Das heißt, dort arbeiten auch Viele, die bei ihrer Einstellung noch gar nicht wussten, dass sie mal einen kirchlichen Träger als Arbeitgeber haben.

Was sich in Thüringen auch endlich ändern muss, ist die Werbung mit dem „Standortvorteil“ Niedriglöhne. Was das praktisch bedeutet, sieht man gerade auf zwei Raststätten bei Eisenach, die von der NGG zu Recht bestreikt werden. Der Eigentümer Autogrill hat seinen Beschäftigten seit zehn Jahren keine Lohnerhöhung mehr gezahlt. Neueingestellte erhalten dort 7,50 Euro pro Stunde, es gibt weder Zuschläge für Nacht- noch für Wochenendarbeit, von Urlaubs- oder Weihnachtsgeld ganz zu schweigen.

Mit solchen Machenschaften muss endlich Schluss sein! Die Streikenden haben meine volle Solidarität, auch sie haben das Recht von Ihrer Arbeit leben zu können! Und wer in den nächsten Tagen zufällig bei den Raststätten „Eisenach“ und „Hörselgau“ auf der A4 vorbeikommt: Die Beschäftigten freuen sich bestimmt über jede Unterstützung.