Der Besuch am gestrigen Mittwoch beim Geschäftsführer der Produktionsgenossenschaft war richtig gut. Sie ist der größte Thüringer Apfel- und Kernobstanbauer. Das Interessante war, dass sie uns ganz viel Einblick in ihre Arbeit und die Schwierigkeiten gegeben hat. Wie lange kann eine Plantage produzieren und wann muss sie „rausgehackt“ werden. Jedes Jahr werden 30 Hektar von 1.000 Hektar gerodet, um sie neu zu bearbeiten. Das bedeutet eine geistige Vorausplanung von 25 Jahren. Das prägt die Menschen in ihren regionalen Bezügen. Danach waren wir bei der ebenfalls auf dem Gelände liegenden Absatzgenossenschaft. Die verpacken Äpfel und Co. für die Supermärkte in große Kisten, kleine Kisten in 6er Packs, etc. So wie wir es aus dem Laden kennen. Durch die Eigenständigkeit kann die Verpackungsgenossenschaft auch für andere Produzenten Waren mit verpacken und so ganzjährig produzieren.

Dabei stoßen die Genossenschaften auf das ganz konkrete Problem, dass das Wasser was sie einkaufen dreimal so teuer ist, wie in anderen Bundesländern. Eigentlich gibt es in Thüringen Wasser im Überfluss. Allein die die 1992 neu gebaute Schmalwassertalsperre ist nicht mehr im Betrieb.

Zu hören, dass geprüft wird, von den Talsperren eine Fernwasserleitung zu legen, um preiswerter liefern zu können, dass lässt mich dann nur den Kopf schütteln. Warum gelingt es nicht zwischen dem Überangebot an Wasser und den großen Wasserabnehmern, wie den Obstproduzenten eine gemeinsame Einigung zu erträglichen Preisen zu treffen.

Beide Betriebe haben uns ihre Sorge mit dem Mindestlohn vorgetragen. Wir haben erläutert, warum wir für den Mindestlohn sind und auch für ihn streiten. Sie haben erläutert, dass die Handelskonzerne Bedingungen stellen bei der sie ein großes Fragezeichen haben, ob sie den berechtigten Lohnzuwachs auf den Preis anrechnen können. Da sind wir inhaltlich in einem sehr guten Gespräch gewesen, auch wenn wir sehr unterschiedliche Sichten auf das Thema haben. Die Berechtigung des Mindestlohn an sich haben beide Geschäftsführer nicht in Frage gestellt.

Von der Höhe ging es dann hinab in das Stadtteilzentrum von Gotha-West. In dem Ortsteil wohnen rund 9.000 Einwohner, aber seltsamerweise gibt es weder Ortsteilbürgermeister noch Ortsteilrat. Für Erfurt ist das für vergleichbare Bereiche selbstverständlich.

Dort ist das Komm Pott Pora.V. ansässig. Ein sozialer Träger, der sich um den Sozialraum und das Neubaugebiet sehr intensiv kümmert. Er bemüht sich um die Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern. Großes Thema war dabei die  Finanzierung von gemeinwohlorientierter Tätigkeit.

Nachmittags ging es dann mit einem Besuch im altehrwürdigen Gymnasium Ernestinum weiter. Das Gebäude ist im wahrsten Sinne alt und mittlerweile sind sieben Räume gesperrt. Irgendetwas hat mit der Anmeldung nicht geklappt. Obwohl es mit der Schule besprochen war hat der Landrat ausdrücklich angewiesen, dass ich das Gebäude nicht von innen besichtigen durfte. Da ich mit Frank Kuschel vor Ort war, hat dieser sofort zwei Vorschläge unterbreit, wie man mit zwischen Landkreis und der Stadt Gotha gemeinsam die dringend notwendige Generalsanierung starten könnte.

Natürlich werben wir für uns Konzept des längeren gemeinsamen Lernens. Wir haben über die Perspektive von Gemeinschaftsschulen debattiert. Klar ist, das geht nur, wenn Lehrer, Eltern und SchülerInnen mit Schulträgern gemeinsam diesen Weg einschlagen wollen. Übers Knie brechen kann man hier gar nichts. Eine erfolgreiche Schule zwangsweise umstellen macht keinen Sinn.

Aber das Gebäude zu sanieren würde Sinn machen und wäre eine Investition in die Zukunft. Deshalb macht es Sinn wenn wir beantragen 53 Millionen vom aktuellen Landesüberschuss für ein Investitionsprogramm zur Schulsanierung zur Verfügung zu stellen. Vielleicht sollte der CDU Finanzminister mal mit dem CDU Landrat über das Gymnasium Ernestinum telefonieren und eine Lösung finden.