Worte mit Nachhall

Den gestrigen Reformationstag habe ich in Berlin verbracht, zuerst mit einer Beratung in der Rosa Luxemburg Stiftung und dann in der St. Thomas Kirche, in die ich eingeladen war eine Gastpredigt aus Anlass des Feiertages zu halten – auch wenn es in Berlin kein gesetzlicher Feiertag ist.

Jahrelang bin ich um diese Kirche herumgefahren, denn als ich in Berlin lebte, lag sie auf dem Weg von unserer Wohnung zur Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Größe des Gebäudes hat mich schon immer beeindruckt, und nun erfahre ich von der Pfarrerin, dass es sich um die zweitgrößte evangelische Kirche in der Hauptstadt handelt. Das ist einerseits schön, aber andererseits habe ich mir auch Gedanken gemacht, wie viele Menschen denn zum Gottesdienst kommen werden, in dem die Predigt von einem Politiker stammt.

Tatsächlich waren aber ziemlich viele Leute in die St. Thomas Kirche gekommen, so dass sie zwar nicht ganz voll aber ziemlich gut gefüllt war. Durch die Größe des Raumes trat aber ein Effekt ein, auf den mich die Pfarrerin schon vorbereitet hatte: Jedes meiner Worte klang lange bis in den letzten Winkel des Gotteshauses. Ich könnte auch sagen: Noch nie hatte eine Rede von mir so viel Nachhall. 😉 Naja, natürlich kann ich das nur hinsichtlich der Akustik behaupten. Die inhaltliche Wirkung, müssen diejenigen beurteilen, die die Predigt gehört haben oder sie hier auf der Seite nachlesen.

Jetzt bin ich auf dem Weg nach Leipzig zu einer Podiumsdiskussion an der Uni über Politik und Toleranz. Unterwegs sehe ich, dass John Goetz gestern gemeinsam mit Hans-Christian Ströbele bei Edward Snowden war, um ihn für die Süddeutsche Zeitung zu interviewen. Vor kurzem habe ich noch mit John Goetz in Frankfurt zum Abendessen zusammengesessen. Anlass war eine gemeinsame Veranstaltung zum Thema NSU, auf der ich unsere Arbeit zum Thema vorgestellt habe und er sein Buch „Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland“ – ein gut recherchierter Band, den ich nur empfehlen kann.