Der nette Nazi von nebenan?

Bevor es am Wochenende wieder auf Tour geht, war heute noch mal Büroarbeit angesagt. Zahlreiche Texte waren zu schreiben und außerdem habe ich ein langes Gespräch mit dem inzwischen ehemaligen Vorsitzenden der jüdischen Landesgemeinde Wolfgang Nossen nachbereitet. Da geht es um ein Buchprojekt, das finanziert werden muss, und ich überlege, wer dabei helfen könnte.

Ich möchte Wolfgang Nossen da sehr gerne unterstützen, denn ich schätze ihn für Vieles, aber vor allem für seinen konsequenten Kampf gegen alte und neue Nazis. Wie wichtig das ist, merke ich heute wieder bei einem Blick in die Thüringer Allgemeine bzw. – wie ich sie nenne – die Thüringer Spezielle. Da werden die Bundestagsspitzenkandidaten der kleinen Parteien vorgestellt und mittendrin findet sich der Obernazi der Thüringer NPD. Da wird ganz freundlich seine Karriere in der NPD beschrieben, über sein Vorstrafenregister erfährt der Leser nichts.

Dass der Typ einen Bombenanschlag auf einen Dönerimbiss angestiftet hat und mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilt werden muss, bleibt unerwähnt. Man kann gar nicht so viel fressen, wie man … möchte. Gerade als unabhängige Zeitung muss man doch Zivilcourage und gesunden Menschenverstand beweisen und sich für dieses Nazipack etwas einfallen lassen. Es geht ja nicht darum, sie völlig unerwähnt zu lassen, aber sie als die normalen, netten Leute von nebenan vorzustellen, ist einfach völlig daneben.