Alternative zur Diätenerhöhung

Am Freitag konnten wir mal wieder in der Zeitung lesen, dass die Abgeordneten des Thüringer Landtags eine Diätenerhöhung bekommen. Rückwirkend zum Januar erhalten wir jeden Monat 73 Euro mehr. Zu verdanken haben wir das einem Automatismus, der in Artikel 54 der Landesverfassung festgeschrieben ist. Wir haben dieses Verfahren immer kritisiert, denn es fragt nicht nach Rechtfertigung, ist intransparent und muss von vielen Menschen im Land, die für Niedriglohn arbeiten gehen, als Hohn empfunden werden.

Als Konsequenz unserer Kritik haben wir vor einigen Jahren den Alternative 54 e.V. gegründet. In diesen Verein spenden wir die regelmäßige Diätenerhöhung, um das Geld an bedürftige Vereine und Initiativen zu geben. Jetzt hatte die Jüdische Landesgemeinde angefragt, weil die Thorarollen, die im Gottesdienst benutzt werden, dringend eine Restaurierung notwendig haben. Die Pergamentrollen sind geschätzte 150 Jahre alt und die Generalüberholung kostet mehrere tausend Euro. Deshalb war ich sehr froh, dass wir heute zwei Schecks über insgesamt eintausend Euro an Prof. Reinhard Schramm, den Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde und an Konstantin Pal, den Landesrabbiner übergeben konnten.

Das Geld stammte zur Hälfte aus der Alternative 54 und die andere Hälfte haben Karola Stange, André Blechschmidt und ich draufgelegt, damit die Thorarollen möglichst bald restauriert werden können.

Zum Wochenende will ich noch nachtragen, dass ich Samstagabend bei der Lesung „Es geschah am 13. Juli“ im Erfurter Kunsthaus war. Dort wurde an den Nazi-Überfall vor einem Jahr erinnert wurde. Die Vorstellung war bewegend, teilweise schockierend. Franz Sodann und Luc Jochimsen haben den Abend inszeniert und dabei detailliert nachgestellt, wie schleppend die Ermittlungen laufen. Zwei Opfer, die vor einem Jahr Anzeige erstattet haben, wissen bis heute nicht, ob Anklage erhoben wurde. Es hatte ja schon sehr lange gedauert, bis überhaupt zugestanden wurde, dass es sich um eine politisch motivierte Straftat handelte, die von Nazis verübt wurde. Daran sieht man, wie blind die Gesellschaft an vielen Stellen für die Gefahr von rechts ist.