Ein guter Tag
Was für ein schöner Tag war das gestern. Der hundertste Geburtstag von Stefan Heym, der Tag der ersten Rabbinerordination seit der Shoa in Erfurt und am Abend ein wunderbares jüdisches Festkonzert mit beeindruckenden Stimmen. Und es passte perfekt zu diesem guten Tag, dass mir auch noch persönlich eine Freude gemacht wurde, indem mir die Abraham-Geiger-Plakette überreicht wurde – als Dank für meinen Einsatz für die Rabbinerausbildung in Deutschland.
Es hat mich sehr berührt, dass das Abraham Geiger Kolleg mir diese Auszeichnung zukommen lässt und für die sehr freundschaftlichen Worte, die Walter Homolka in der Laudatio gesprochen hat, möchte ich mich auch via Tagebuch noch einmal bedanken. Gleichwohl ist eigentlich die viel größere „Belohnung“ für mein Engagement, dass ab dem Wintersemester die Jüdische Theologie mit fünf Professuren an der Potsdamer Uni verankert wird und dass es bereits jetzt, beginnend mit diesem Sommersemester, eine Kooperation zwischen der Weimarer Musikhochschule und dem Abraham Geiger Kolleg bei der Ausbildung Jüdischer Kantoren gibt.
Diese Entwicklung ist deshalb so wichtig, weil sie zeigt, dass wir in unserem Land nicht nur eine Jüdische Tradition und Geschichte haben, sondern auch eine Jüdische Gegenwart. Endlich wird das Jüdische Leben in unserem Land wieder erfahrbar. Die Rabbinerordination gestern war die fünfte seit das Abraham Geiger Kolleg 1999 wieder damit begonnen hat, Rabbiner in Deutschland auszubilden. Auch wenn die Ordination immer etwas besonderes ist und auch sein soll, bin ich auch froh, dass es immer „normaler“ wird, dass wir Rabbiner haben, die hier ausgebildet und hier in ihr Amt eingeführt werden.
Zwischen der Ordination am frühen Nachmittag und dem Festkonzert am Abend habe ich gestern noch an der Lesung zu Ehren von Stefan Heym teilgenommen, die unsere Fraktion im Landtag organisiert hatte. Franz Sodann hatte eine sehr gute Auswahl an Texten von Heym getroffen, die zusammen ein gutes Bild dieses beeindruckenden Mannes ergaben. Mit einem Mal wurde einem wieder bewusst, wie tief nicht nur das Streben nach einer demokratischen und solidarischen Gesellschaft im Denken Heyms verwurzelt war, sondern auch gegen wie viele Widerstände er in verschiedenen Epochen immer wieder ankämpfen musste. Stefan Heym war wirklich eine Jahrhundertpersönlichkeit.