Kurz vorm Abflug

Bevor es morgen nach Russland geht, will ich noch schnell das Tagebuch für die letzten Tage nachholen. Am Mittwoch war die Festveranstaltung zum Tag der deutschen Einheit im Erfurter Theater und Frau Lieberknecht hat dort eine wirklich spannende Rede gehalten, mit der sie für einige Unruhe im Saal gesorgt hat.

Frau Lieberknecht hat sich für einen flächendeckenden Mindestlohn ausgesprochen, aber unter inhaltlicher Verantwortung der Tarifpartner. Sie hat über das Thema Ost-Renten gesprochen und die diskriminierende Form der mangelnden Umsetzung der Einheit, weil es bis heute keine Renten-Einheit gibt (Zitat: „auch wenn es nicht jeder gerne hört, wenn ich es so klar anspreche“). Und sie sagte auch, dass wir in Sachen NSU als Land Thüringen Verantwortung zu tragen haben. Aber wir lassen es auch nicht zu, dass es nur auf eine Region abgeschoben wird (was wohl als klare Kritik an Bundesinnenminister Friedrich zu verstehen ist).

Mein Eindruck war, dass die Kollegen der CDU etwas verhalten applaudierten. Während der Ausführungen zum Mindestlohn regten sich tatsächlich meine Hände stärker als beim neben mir sitzenden CDU-Fraktionsvorsitzenden, der wohl gar nicht klatschen wollte. So unterschiedlich kann man Worte wägen. Noch besser wäre es aber, wenn den Worten dann auch Taten und Handlungen der Mehrheit aller Länder folgen würden.

Den Worten  zum NSU-Terror werde ich aber gleich Taten folgen lassen und der Ministerpräsidentin sofort einen Brief schreiben. Darin bitte ich sie, federführend nach einer Gedenkform suchen zu lassen, um den Opfern von rassistischer und nationalistischer eine angemessene Gedenkstätte zu schaffen.

Zu diesem 3. Oktober gehörte auch, dass Katja Wolf als neue Oberbürgermeisterin von Eisenach zu Besuch in der Partnerstadt Marburg war, wo sie auch auf meine Wurzeln traf ;-)). Immerhin hat mich diese Städtepartnerschaft nach Thüringen verschlagen und nun, 22 Jahre danach, sendet sie mir viele liebe Grüsse aus Marburg. Katja durfte in Marburg die Rede zum Festakt halten und gute alte Freunde lassen sie Grüße an mich ausrichten, die sie gleich per SMS weitergibt.

Morgen Mittag starte ich mit der Ministerpräsidentin, den anderen Fraktionsvorsitzenden und 47 Vertretern der Wirtschaft zu einer Russland-Reise. Wenn ich in ein WLAN komme, dann melde ich mich.