Toleranz nicht kaputt machen lassen

Den Montag habe ich genutzt, um das Wochenende nachzubereiten. Nach der Warschau-Reise will ich prüfen, ob wir etwas wegen des Geburtshauses von Rosa Luxemburg in Zamosc unternehmen können. Dazu müssen Briefe verfasst und Gespräche geführt werden. Mich beschäftigt aber auch, was während meiner Abwesenheit in Deutschland passiert ist. Mit Bewunderung höre ich von dem Berliner Rabbiner, der erst wegen seiner Kippa angegriffen wurde und dann trotzdem auf der Solidaritätsdemo am Sonntag erklärt, dass sein Wille, sich für den Dialog der Religionen einzutreten, ungebrochen ist.

Diese Haltung finde ich deshalb so bewundernswert, weil sie den Wert von Toleranz herausstellt. Einzelnen Tätern darf es nicht gelingen, Unfrieden zwischen Religionsgemeinschaften oder zwischen Menschen verschiedener Herkunft zu schüren. Wir müssen die Verantwortlichen verurteilen, aber nicht die Gruppe, die sie meinen vertreten zu müssen, sie aber in Wahrheit nur missbrauchen.

Ähnlich ist es auch im Fall des Kölner Fußballprofis, der jetzt seinen Vertrag aufgelöst hat, weil er von „Fans“ angegriffen wurde. Wer Spieler bedroht, ist kein Fußballfan sondern Gewalttäter. Von den Fußballfans ist aber gefordert, eindeutig klar machen, dass Gewalt und auch Gewaltandrohungen außerhalb jeglichen Konsens stehen. Und an vielen Stellen – das will ich gar nicht bezweifeln – zeigen Fans hier auch klare Kante, für Fankultur und gegen Gewalt.

Ein anderer Fall ist auch am Wochenende in Berlin passiert. Nazis haben einen Menschen angegriffen, der sich schließlich in einen Döner-Imbiss retten konnte. Als sie ihm folgten, hat sich für die Rassisten der Spieß im wahrsten Sinne des Wortes umgedreht, denn die Mitarbeiter des Imbiss hielten die Täter mit einem Dönerspieß in Schach bis die Polizei eintraf. Einerseits freut es mich, dass der Dönerspieß hier eine Verwendung fand, die selbst Vegetariern gefallen dürfte. Andererseits ist die Tatsache, dass es überhaupt so weit kommen musste, Anlass zur Sorge. Dass es diese Bedrohungen gibt, muss ein Alarmzeichen für die ganze Gesellschaft sein: Nicht wegsehen, sondern den Mund aufmachen gegen Rassismus und für Toleranz.