Fast zu spät in Berlin
Am Sonntagnachmittag durfte ich etwas sehr Schönes erleben: ein Konzert von jüdischen Kantoren aus den USA, die in der „Cantors Assembly“ organisiert sind und gerade eine große Konzertreise durch Deutschland und Israel unternehmen. Höhepunkt des Aufenthaltes in Deutschland war der Auftritt am Sonntag im Berliner Dom und als Mitglied des Stiftungsrates der Leo Baeck Foundation war ich dazu eingeladen worden.
Eigentlich war ich nicht nur eingeladen, sondern die Organisatoren vom Kantorenseminar des Abraham Geiger Kollegs hatten mir sogar vorn einen Platz reserviert. Aber wenn man wegen eines Staus auf der Autobahn dann drei Minuten zu spät kommt, hilft das leider nichts. Daher habe ich mich lieber leise ganz hinten hingesetzt und die tolle Akustik von dort aus genossen. Vor dem Konzert gab es eine sehr gute Eröffnung vom Ratspräsidenten der EKD Nikolaus Schneider, der deutlich machte, dass es hier nicht nur um wunderbare Musik geht. Wenn Juden und Christen in Deutschland gemeinsam in einer Kirche singen, dann steckt da mehr drin als das akustische Erlebnis. Hinterher habe ich dann nachgeholt, was eigentlich an den Beginn gehört hätte: viele Hände schütteln. Im Anschluss waren wir dann mit Walter Homolka, dem Rektor des Abraham Geiger Kollegs essen und haben gleich ein paar Pläne für ein Kantorenkonzert in Thüringen ersponnen. Das würde gut hier her passen und deshalb werde ich in den nächsten Tagen mal mit einigen Leuten darüber sprechen, die bei der Umsetzung helfen könnten.
Der Montagnachmittag war auch sehr schön, wenn auch ganz anders als der sonntägliche. Ich war in Eisenach bei der Amtseinführung von Katja Wolf als neuer Oberbürgermeisterin dabei. Das war schon sehr beeindruckend, als sie die prunkvolle Amtskette überreicht bekam und irgendwie ist dieses schwere Ding ja auch Symbol für die Aufgaben, die anstehen: Es ist schön, aber es wird nicht leicht. In jedem Fall will ich Katja, wie auch alle anderen unserer neu gewählten Bürgermeister und Landrätinnen unterstützen, wo ich kann, um ihnen vielleicht ein bisschen Last abzunehmen.
Nach den gemeinsamen Jahren im Landtag hat es mich schon bewegt, dass Katja jetzt diese Verantwortung in der Wartburgstadt aufgetragen bekommen hat. Deswegen wollte ich auch bei der Amtseinführung dabei sein. Als ich gerade wieder zur Rückfahrt starte, erreichen mich schon Anrufe von der Erfurter Regionalpresse. Ich sei in Eisenach gesehen worden. Heißt das jetzt, dass ich neuer Vorsitzender des dortigen Abwasserzweckverbandes werden will? Das ist mal eine richtig lustige Idee, aber nicht wirklich realistisch. Ein anderer ehemaliger Landespolitiker hat als Vorsitzender des Abwasserzweckverbandes lange im Trüben gefischt. Vielleicht sollte das jetzt jemand übernehmen, der sich wirklich damit auskennt.