Schlaflos in Göttingen

Erstens: Danke an alle Delegierten, Mitwirkenden, Tagungsleiterinnen und Tagungsleiter, Stimmenzählerinnen und Stimmenzähler und alle anderen, die uns diesen Marathonparteitag gemeinsam erfolgreich haben meistern lassen. Zweitens: Herzlichen Glückwunsch an alle Gewählten, zuvorderst natürlich Katja und Bernd aber genauso dem gesamten Vorstand. Und drittens noch ein Dankeschön an diejenigen, die nicht gewählt wurden, aber kandidiert haben und uns somit eine demokratische Auswahl ermöglicht haben. Wir haben gemeinsam gesehen, dass Demokratie sehr anstrengend sein kann und wir haben bewiesen, dass wir als LINKE stark genug sind, diese Anstrengung zu bewältigen. Mein vorläufiges Fazit dieses Parteitages: Es gibt keine Gewinner und keine Verlierer – aber ein großes Schlafdefizit. Zwischen Samstag und Sonntag lagen gerade einmal vier Stunden Schlaf und dann war nach dem Parteitag schon wieder vor dem Parteitag. Zumindest war ich am Sonntag dann von den Medienanfragen erlöst, die alle wissen wollten, welchen Ausgang der Vorsitzendenwahl ich erwarte. Die Journalisten bekamen ohnehin nur noch meine Standartantwort, dass ich professioneller Lottospieler geworden wäre, wenn ich die Zukunft vorhersehen könnte.

Die Genossinnen und Genossen, die sich auf dem Parteitag zur Wahl gestellt haben, präsentierten sehr gut die Vielfalt der LINKEN. Es gab beispielsweise große Unterschiede zwischen Dora und Katja, beide bringen ganz verschiedene Erfahrungen mit. Aber beide waren tolle Kandidatinnen und Katja wird nun sicher eine tolle Vorsitzende sein. Auch die Vorstellungen von Bernd und Dietmar waren hervorragend. Bernd kenne ich seit über 30 Jahren aus der gemeinsamen Gerwerkschaftsarbeit und ich freue mich jetzt mit ihm als Vorsitzenden zusammenzuarbeiten.

Am dramatischsten fand ich den Parteitag während der Reden von Gregor und Oskar und ich muss auch gestehen, dass mir während Gregors Rede zeitweise die Tränen in den Augen standen. In diesen beiden Stellungnahmen wurden sehr klar die unterschiedlichen Konzepte und die verschiedenen kulturellen Prägungen aufgezeigt, die unsere Zusammenarbeit immer noch zu einer großen Herausforderung machen. Ich musste an die Rede von Gregor vor einigen Jahren denken, als er sagte, dass wir die Partei der deutschen Einheit sein können. Wir sehen nun, wie schwer dieser Weg ist, aber es gibt keinen Grund ihn aufzugeben. Es geht um die Fusion 2.0 – das kann ich als ehemaliger „Konfusionsbeauftragter“ schon mal sagen. Und am zweiten Parteitagstag war ich auch schon wieder viel optimistischer, dass es uns gelingen wird, den Weg weiterzugehen.

Jetzt ist die Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und sich wieder um Politik für die Menschen zu kümmern. Dabei werden wir auch auf unserem gemeinsamen Weg ein Stück weiterkommen.