Wuff, wuff statt Schnäppchen-Wulff

„Der tiefe Fall des Christian Wulff – Wie gelingt ein Abschied in Würde?“ – das ist das Thema morgen bei Günther Jauch. Ich wurde eingeladen, auch weil ich Herrn Wulff schon vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten als potentiell teuersten Frührentner Deutschlands bezeichnet hatte und leider meine Prognose sogar noch übertroffen wurde. Dass er teuer sein würde, das war schon vor zwei Jahren klar, aber dass er sooooo teuer wird, das geht sogar noch über meine Prophezeiung hinaus.

Überrascht hat mich, dass die Redaktion sogar meinen Personalvorschlag für seine Nachfolge – Attila – kannte und ihre Freude damit hatte. Aber mal ehrlich, das Amt ist so auf den Hund gekommen, da kann Atti doch wirklich den Job übernehmen. Konsequent mit Leckerlis bestechlich ist er ja und gauckelt da auch niemanden etwas vor. Bei Freunden übernachtet er auch gern, Hauptsache es ist kuschelig und das Futter stimmt. Also ehrlicher als der Ex-Amtsinhaber ist alle mal. Und total repräsentativ.
Neben der neuerlichen, kurzfristigen Fahrt nach Berlin gehen mir zurzeit zwei Jahrestage durch den Kopf, denn sie haben sehr viel mit meinen politischen Ansichten zu tun. Heute vor 45 Jahren wurden in der alten Bundesrepublik die Notstandsgesetze beschlossen. Die Sprechchöre von damals hießen: „SPD und CDU – lasst das Grundgesetz in Ruh!“ Es war die Zeit der großen Koalition und die herrschende Politik ging von einem möglichen Umsturz von links aus. Dagegen wollte man sich schützen und hat aktiv die Grund- und Bürgerrechte eingeschränkt und den Zeitgeist gegen links bedient – der Kalte Krieg hatte Hochkonjunktur.

Und vor 20 Jahren gab es in Saalfeld die größten Nazi-Aufmärsche der Nachkriegszeit. Die Mauer war weg, der Umsturz von links fand nie statt, aber die braunen Geister der Vergangenheit waren alle wieder offen auf der Strasse und zeigten ihre hässliche Fratze. Nur gegen wen richtete sich der offizielle Protest der Stadtoberen und später auch der Landesinnenminister von Thüringen? Klar, gegen die, die gegen den „rechten Konsens“ demonstrieren wollten. Bis heute zeigt sich diese Linie, auch wenn die Bündnisbreite gegen Rechts zum Glück größer geworden ist.

Nur heute finde ich in meinem Erfurter Briefkasten eine braune Hetzschrift gegen Ausländer und mit dem Versuch, die Opfer des braunen Terrors nun wieder den staatlichen Behörden zuzuschieben. Also nicht die Naziparteien hätten mit dem NSU-Terror zu tun, sondern das seien die staatlichen Geheimdienste gewesen, die es jetzt benutzen wollten um „Nationales Gedankengut“ diskreditieren zu können. Der braune Mob verhöhnt so Opfer, deren Angehörige und auch den Staat, der auch noch dumm genug ist, auf dem rechten Auge blind zu sein.

Deshalb findet heute in Saalfeld auch eine Demo statt, die an die 20-jährige Entwicklung erinnert. Es gilt weiterhin jeden braunen Konsens zu brechen, zu attackieren, zu kritisieren! Es darf keinen Frieden und kein Vergessen, kein Schweigen oder Wegschauen bei Themen wie rassistischen Massenmord und deutscher Verantwortung geben! Deshalb ist Frau Klarsfeld meine Kandidatin, denn Attila darf nicht in den Bundestag und kann sich leider in der Bundesversammlung nicht vorstellen.

Ach ja, im Briefkasten war auch meine Einladung zur Bundesversammlung.