Fünf gute Gründe

Wow. Was für ein ereignisreiches Wochenende. Ich fang mal mit gestern Abend an, sozusagen mit dem Letzten: Die ganz große Koalition hat sich verständigt, dass Joachim Gauck neuer Bundespräsident werden soll. Eine Wahl ist offenbar gar nicht mehr nötig, es sind sich ja fast alle einig. Nur dieses kleine gallische Dorf … Gut, ganz so klein ist die Gruppe der Skeptiker nicht. Immerhin vertritt DIE LINKE gut 5 Millionen Wählerinnen und Wähler. Aber bei der Auswahl des Bundespräsidenten dürfen wir nicht mitmachen, weil wir bei entscheidenden Fragen sowieso eine andere Meinung haben – Bundeswehreinsätze zum Bespiel. Wer gegen den Krieg ist, darf auch beim Bundespräsidenten nicht mitreden – das ist die Ausgangshypothese der CDU-CSU-FDP-SPD-Grünen Koalition.

Beim Thema Krieg fällt mir gleich ein, warum ich mich mit einem Kandidaten Gauck tatsächlich nicht anfreunden kann. Es sind im Kern fünf Punkte: Er hält Sarrazins rassistisches Geschwätz für „mutig“. Die Occupy-Proteste findet er dagegen „albern“. Hartz IV sei notwendig, der Krieg in Afghanistan richtig und für die Beobachtung der LINKEN durch den Verfassungsschutz werde es „Gründe geben“ – so der Kandidat. Gerade von SPD und Grünen hätte ich erwartet, dass sie sich inzwischen inhaltlich weiterentwickelt hätten, aber dem ist offensichtlich nicht so. Zu meinem Wochenende zählte noch der große Anti-Nazi-Protest in Dresden. Weit über 10 000 Menschen waren auf den Straßen unterwegs, Nazis wurden dagegen keine gesichtet. Hoffen wir, dass die Geschichtsverdreher gelernt haben, dass es keinen Platz für sie gibt. Nicht in Dresden und nirgendwo sonst.

Leider gab es trotzdem einen Grund zum Ärgern: Gegen Ende der Demo musste die Polizei in den Demonstrationsblock gehen. Wie ich inzwischen erfahren habe, meinten zwei „linke“ Grüppchen aufeinander losgehen zu müssen. Dazu will ich klar und deutlich sagen: Gewalt hat in keiner Form etwas mit links sein zu tun. Die Demo in Dresden richtete sich gegen das Nazi-Pack und ihre braune Ideologie. Wer das nicht verstanden hat, soll das nächste Mal bitte zuhause bleiben.

Nach der Demonstration bekam ich auch noch eine Rückmeldung von Prof. Schramm, dem Vertreter der jüdischen Landesgemeinde. Er sagte mir, dass meine Rede auf der Demo in der MDR-Berichterstattung leider keine Rolle gespielt habe, obwohl sie doch sehr zentral war. Was soll ich dazu noch sagen? Außerdem berichtete er mir, dass er ein Flugblatt mit völlig unangemessener Israelkritik bei der Demo in die Hände bekam. Dieses Flugblatt muss wohl auch bei den Auseinandersetzungen in den Reihen der Demonstranten eine Rolle gespielt haben. Ich halte eine Anti-Nazi-Demo nicht für den Ort, wo mit Flugblättern die israelische Außenpolitik bewertet werden sollte. Und gewaltsam darf eine Auseinandersetzung erst recht nicht enden.

Schließlich noch ein Thema, das für mich am Wochenende eine Rolle gespielt hat: Web 2.0. Nicht nur dass unser Buch zum Thema endlich erschienen ist. Ich bin auch ganz stolz, dass ich bei Facebook 498 Geburtstagsglückwünsche alle einzeln beantwortet habe. Gleichzeitig stehe ich aber vor dem „Problem“, dass ich bei Facebook nun bald die maximale Freundezahl von 5000 erreicht habe und wir überlegen, wie es danach weitergehen soll (bei allen für meine Fan-Seite werben?). Wer gute Ideen hat, immer her damit. Außerdem hat mir Twitter heute mitgeteilt, dass ich vor drei Jahren meinen ersten Tweet in die Welt hinaus gesendet habe. Auch ein schönes Jubiläum.