Diesmal wirklich: Ein Lob für die Landesregierung

Auch zwischen den Jahren bleibt für DIE LINKE die Frage spannend, ob und wie sie einen Mitgliederentscheid über das Führungspersonal durchführen kann. Aber so spannend es auch ist, bin ich bei diesem Punkt für eine Verschnaufpause. Da Prof. Morlok – sozusagen der Papst des Parteienrechts – mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt wurde, sollten wir seine Ergebnisse abwarten, bevor wir weiterdiskutieren und entscheiden. Es bringt nichts, wenn jetzt einzelne Leute anfangen eigene Gutachten zu erstellen und darauf Argumentationen aufbauen. Wir brauchen schon eine Begutachtung, die auch von allen akzeptiert wird, wenn sie für alle als Arbeitspapier gelten soll.

Anderes Thema: Gestern überraschte uns Ministerpräsidentin Lieberknecht aus Israel mit der Ankündigung an der Erfurter Uni eine Fakultät für Jüdische Theologie einrichten lassen zu wollen. Diesen Schritt kann ich nur begrüßen, denn bisher gibt es leider keine solche Einrichtung in der Bundesrepublik. Das Judentum ist aber ein wichtiger Teil Deutschlands und wenn seine Tradition lebendig gehalten werden soll, muss es auch im akademischen Kanon berücksichtigt werden. Für Erfurt wäre die Einrichtung einer solchen Fakultät zudem die große Chance, sich weiter als Zentrum der jüdischen Geschichte und der jüdischen Gegenwart zu profilieren. Viele Besucher kommen schon jetzt in die Stadt, um die Alte Synagoge, die mittelalterliche Mikwe oder andere Spuren jüdischen Lebens zu entdecken. Aber auch Erinnerungsstätten wie Topf & Söhne oder die nahegelegene Gedenkstätte Buchenwald gehören zum Gesamtbild. Mit der Einrichtung der Fakultät würde das Land zur Verantwortung für die Vergangenheit zeigen und gleichzeitig die Zukunft in den Blick nehmen. Erfurt könnte zu einem Zentrum des interreligiösen Dialogs werden, ein Ort der Begegnung, an dem neue, fruchtbare Ideen wachsen.

Bei aller Freude über das Vorhaben hoffe ich, dass das Abraham Geiger Kolleg seine Zelte in Potsdam nicht endgültig abbricht. Meine Kolleginnen und Kollegen, die in Brandenburg in Regierungsverantwortung sind, haben schon viel unternommen, damit das Kolleg an der Potsdamer Uni ebenfalls Fakultätsstatus erhält. Es wäre schade, wenn diese Bemühungen jetzt umsonst waren. Deshalb hoffe ich, dass es zukünftig zwei Standorte gibt, an denen Rabbiner ausgebildet werden und über das Judentum geforscht wird.