Gedenken und Handeln

Mein Mittwoch beginnt mit einer Zusammenkunft zur Vorbereitung der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nazi-Terrors. Vertreter vieler Organisationen sind zusammengekommen, aber uns ist schnell klar, dass wir nicht als Vereine, Parteien oder Religionsgemeinschaften zum Gedenken aufrufen wollen, sondern als Einzelpersonen, einfach als Menschen. Schließlich geht es nicht um das Nebeneinander von Organisationen sondern um gemeinsame Aufarbeitung. Die Gedenkveranstaltung soll am nächsten Montag ab 16 Uhr im Erfurter Hirschgarten stattfinden. Inzwischen gibt es eine Webseite, wo man den Aufruf nachlesen und unterstützen kann. Ich würde mich freuen, wenn viele TagebuchleserInnen sich dem anschließen könnten. Mittags ging es dann für mich in die Staatskanzlei zur Beratung der „Schäfer-Kommission“ mit den Fraktionsvorsitzenden aus dem Landtag. Ich bin zuversichtlich, dass die Expertengruppe unter Leitung von Gerhard Schäfer die Bedeutung ihrer Arbeit erkannt hat. Für mich geht es deshalb auch darum sicherzustellen, dass die Rückbindung ans Parlament gut funktioniert und es in den Arbeitsprozessen keine unnötigen Dopplungen gibt.

Anschließend ging es von Erfurt nach Bamberg zur Ordination von Rabbinern, die am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam ausgebildet wurden. Gekommen waren auch der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, der bayrische Innenminister, Joachim Herrmann, und aus Erfurt waren Wolfgang Nossen und Konstantin Pal mit in Bamberg. Es war eine sehr schöne Ordinationsfeier, die auch live im Bayrischen Rundfunk übertragen wurde. Auch wenn es nun keine Premiere mehr ist, bin ich immer wieder unendlich froh darüber, dass es wieder Rabbinerinnen und Rabbiner gibt, die in Deutschland ausgebildet werden. Das zeigt, dass auf den Holocaust nicht nur Trauer und Gedenken folgen, sondern auch ein neuer Aufbruch für das jüdische Leben in Deutschland. Vielleicht schaffen wir auch einen solchen Aufbruch gegen die Duldung des braunen Ungeists an vielen Stellen in unsere Gesellschaft. Es ist Zeit nicht nur Scham darüber zu empfinden, sondern überall im Land muss bunte Vielfalt statt brauner Einfalt gelebt werden.