Milliarden, gefunden in der Badewanne (frei nach Stanislaw Lem)
Samstag war ich wieder mal in Öhrenstock, wo wir jahrelang einen Garten hatten. Wir hatten ihn ja verkauft, weil wir uns auf unsere neue Unterkunft in Erfurt konzentrieren wollen. Es ist ein wunderschöner Herbsttag und ich schaue beeindruckt über das Land. So ein wunderschöner Blick, einfach traumhaft. Aber ich habe versprochen, das komplizierte Abwasserproblem der Gartensiedlung noch zu lösen und so leite ich ehrenamtlich die Eigentümerversammlung. Anschließend sitze ich noch mit einigen ehemaligen Nachbarn in der Sonne, bevor ich weiter nach Berlin fahre. Dort sammle ich die beste aller Ehefrauen ein, die dort gerade den letzten Teil einer Weiterbildung begonnen hat. Wir treffen uns am Platz der Luftbrücke, wo die Ausbildungsstelle ist und schlendern mit Attila auf das Gelände vom Flughafen Tempelhof. Meine Güte ist das riesig und brechend voll! Auf der Landebahn wird geskatet, Fahrrad gefahren und sogar mit Winddrachen gesurft – sagenhaft.
Ich kenne das ja nur aus der Luft. Am 4. Oktober 1990 landete ich genau hier mit der ersten Maschine von Erfurt nach Berlin. Auf dem Flugfeld wartete eine Reporterin vom RBB, um die drei Passagiere zu interviewen. Ich hatte damals einen Koffer mit rund 6000 Aufnahmescheinen der Gewerkschaft HBV bei mir, die dringend in ein Datenverarbeitungszentrum gebracht werden mussten. Naja, so hat man eben so seine Erinnerungen und lustig ist auch, dass ich in einem der letzten Flugzeuge von Tempelhof nach Mannheim geflogen bin. Nun also mit Frau und Hund auf diesem riesigen Gelände zu Fuß unterwegs.
Beim Schlendern mache ich mich per Twitter lustig über 55,5 Mrd. EURO, die in der Bad Bank der verstaatlichten HRE gefunden wurden. Meine Güte, als ich noch im Supermarkt Filialleiter war, waren mal bei einer Tageskasseneinzahlung 10 DM nicht auffindbar. Stunden über Stunden wurden die gesucht. Alle Kassen des Supermarktes wurden abgerechnet, der Safe mit dem Wechselgeld gezählt und die Sparkasse musste ebenfalls alle Barbestände nachzählen. Vierzehn Stunden Suche brachten Erfolg. Der Geldschein steckte noch in dem Transportbehälter. Auf große Aufregung folgte große Erleichterung. Und nun kann es gar nicht genug Nullen geben, die hin und her geschoben werden. Milliarden, die man falsch verbucht hat? Ehrlich, das schockt mich, denn es zeigt, dass dieses Finanzsystem völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Ein CDU-Bundestagsabgeordneter aus Thüringen twittert mir, ich solle mich doch darüber freuen. Weil nun hätten wir doch genau diese Summer weniger Staatsschulden. Aber darüber kann ich mich wirklich nicht freuen. Als gelerntem Kaufmann zeigt es mir, dass die Verantwortlichen nicht mit Geld umgehen können.
Wir genießen trotzdem am Wochenende den sonnigen Herbst. Drei große Seen und ein Wald – genau richtig zum Toben für wirklich viele Hunde. Eine Meute mit viel Spaß am Leben, ganz ohne Leine und ganz ohne Aggressionen bei Mensch und Tier. Einfach super entspannend. Einer der Seen heißt sinnigerweise auch noch Hundekehle, aber das kommentiere ich lieber nicht.