Aus Unterschieden Gemeinsames entwickeln
Das Wochenende war von der Geschichtskonferenz unserer kooperierenden Kreisverbände Saale-Orla und Rheingau-Taunus geprägt. Hier hat man gut gesehen, wie hervorragend eine Veranstaltung organisiert werden kann, wenn der Wunsch auf Zusammenarbeit in der Basis fest verankert ist. Beide Kreisverbände stehen schon seit Jahren in intensiven Austausch und das obwohl die Sozialstruktur in den Ursprungsgegenden kaum unterschiedlicher sein könnte.
Spannend war die Konferenz schon deshalb, weil hier Geschichte in vielfacher Hinsicht erfahrbar wurde. Es wurde viel über Biographien gesprochen, aber dadurch, dass der Veranstaltungsort ganz dicht an der ehemaligen Grenze lag, war bei einem Rundgang auch die Erinnerung an die praktische Teilung ganz nah. In der Auswertung der Konferenz stelle ich wieder fest, dass die Ost-West-Unterschiede auch nach zwanzig Jahren noch vorhanden sind. Entscheidend ist aber, diese Unterschiede nicht zu tradieren, sondern aus der Differenz etwas Neues und Gemeinsames zu entwickeln. Auf diesem Weg geht die Kooperation der beiden Kreisverbände beispielhaft voran, deshalb ein großer Dank an die Organisatoren. An die Konferenz schloss sich für mich noch ein Treffen mit Vertretern des Schützenbundes an. Wir hatten ein Fachgespräch zum Thema Waffenrecht und sprachen u.a. über die unterschiedlichen Strukturen in den 16 Ländern. Da hilft auch kein noch so scharfes Waffenrecht, wenn die Umsetzung nicht vernünftig koordiniert ist. Am Ende wird die Verantwortung wieder auf die Schützen abgeschoben und keinem ist geholfen. Hier ist politisches Handeln gefragt.
Über die Geschichtskonferenz hat Michaele Sojka einen schönen Text geschrieben, den ich hier gern veröffentlichen will:
Was passiert, wenn sich LINKE aus Ost-und West treffen?
Richtig: Es macht Spaß und man freut sich auf das nächste Treffen. So war es auch vor einem Jahr als ich als Gast der Klausur der beiden LINKEN Kreisvorstände Saale-Orla und Rheingau-Taunus teilnehmen durfte. Man traf sich im „Fuchsbau“ in Walsburg, diskutierte über den vorliegenden Programmentwurf, wollte sich ein wenig näher kennenlernen und vor allem haben Petra Heimer-Dietz und Thomas Hofmann als Kreisvorsitzende offiziell den Kooperationsvertrag zwischen den beiden LINKEN Kreisvorständen unterzeichnet. Also war es nur logisch, dass man gleich die nächste Veranstaltung ins Auge fasste: diesmal sollte es eine Geschichtskonferenz – offen für alle Mitglieder nicht nur dieser beiden Kreisverbände sein. Schließlich hatte man beim abendlichen Bier und Rotwein festgestellt, dass es sich lohnte, mal über das Vergangene zu reden und sich Biografien zu erzählen. Das fanden beide Seiten mehr als spannend.
Am Wochenende vom 6.-8.Oktober 2011 fand die Konferenz wie geplant statt und alle Teilnehmer waren sich am Ende einig: die Vorbereitungen hatten sich mehr als gelohnt, es war außerdem eine gelungene Vorbereitung des Erfurter Parteitages und notwendige Verständigung.
Die AG Politische Bildung Thüringen wird die Einstiegsbeiträge von Dieter Hausold (Leiter der Thüringer Programmgruppe) und Ulrich Wilken (Hessischer Landesvorsitzender) genau wie die in den drei AGs entstandenen Zusammenfassungen versuchen, zu dokumentieren. Steffen Kachel und Mario Hesselbarth haben als Mitglieder der AG beim LV jeweils selbst eine Arbeitsgruppe geleitet und die Ergebnisse im Plenum dargestellt.
Danke aber vor allem auch den Initiatoren und Gastgebern für die Idee, deren Umsetzung und das ganze „Drumrum“, was dazu gehört, damit sich liebe Freunde tatsächlich wohlfühlen. Stellvertretend genannt seinen Ralf Kalich als Bürgermeister der Gemeinde Blankenstein, der nach der Konferenz die interessierten Gäste, unter ihnen Bodo Ramelow und Michaele Sojka durch „seinen“ Ort führte. Er vermittelte ein Gefühl davon, dass trotz schlechter kommunaler Finanzlage das Amt „LINKER Bürgermeister“ ein schönes und durchaus anstrebenswertes Amt ist und man Spielräume hat, die man im Interesse der jetzt lebenden Menschen nutzen kann und muss. Thomas Hofmann und Michaele Sojka, jeweils gewählte Landratskandidaten für 2012, hörten dies mit großem Interesse. Gegenseitig versicherten die Vertreter aller drei Kreisverbände (Saale-Orla, Rheingau-Taunus und Altenburger Land) sich im nächsten Jahr (15. Januar und 22. April) im Thüringer Wahlkampf zu unterstützen. Unter Freunden wegen der großen Entfernung keine Selbstverständlichkeit, die aber natürlich Spaß macht.
Ein besonderes Highlight war am Samstagabend im Gasthaus „Rennsteig“ die Buchlesung von einem der Gäste. Der Autor Helge Lehmann stellte sein Buch „Die Todesnacht in Stammheim. Eine Untersuchung – Indizienprozess gegen die staatsoffizielle Darstellung und das Todesermittlungsverfahren“ vor und beantwortete viele Fragen, die sich automatisch stellten. Hintergrund dieses Buches ist die Erstürmung einer entführten Lufthansamaschine durch die Polizeispezialeinheit GSG 9 im Oktober 1977. Durch die Flugzeugentführung sollten Gefangene der Roten Armee Fraktion (RAF) aus deutschen Gefängnissen freigepresst werden. Laut offizieller Darstellung sollen daraufhin die in Stuttgart-Stammheim einsitzenden Führungsköpfe der RAF Andreas Baader u.a. kollektiven Selbstmord beschlossen haben. Die neue Veröffentlichung erschüttert diese offizielle Darstellung schwer. Natürlich konnte man das Buch handsigniert auch erwerben.
Am Sonntag nach dem Frühstück verabschiedete man sich in der Gewissheit, sich bald wieder zu sehen, zum Erfurter Parteitag, dem Landtagsbesuch im Dezember 2011 auf Einladung von Bodo Ramelow und im Januar zum kurzen intensiven Wahlkampf mitten im Winter im Saale-Orla-Kreis.
PS: Mit diesem Artikel bedankt sich Michaele Sojka ganz speziell auch bei Klaus Möller für seine Arbeit als Ihrem Wahlkreismitarbeiter des LINKEN Bürgerbüros in Schleiz und ehrenamtlichen Geschäftsführer des Kreisverbandes.