Nach der Wahl ist vor der Wahl
Zum Montagmorgen wollen verschiedene Radiostationen Interviews zur Landtagswahl von mir. Dann geht’s per U-Bahn ins KL-Haus. In der Parteizentrale tagt der Parteivorstand, um mit den Spitzenleuten aus Mecklenburg-Vorpommern die Wahlen einer ersten Bewertung zu unterziehen. Ich empfinde das Ergebnis als wohltuend und für Berlin sogar als Hoffnungszeichen. Strategisch ist die Situation ermutigend, denn jetzt muss sich die SPD entscheiden, ob sie die Politik, die sie angekündigt hat – und für die sie nun auch gewählt – nun mit uns umsetzen will. Die Alternative hieße mit der CDU Stagnation zu zelebrieren. Einen auskömmlichen und flächendeckenden Mindestlohn wird es nur mit uns geben können. Und genau den erwarten schließlich laut Wähleranalyse die Bürger, die am Sonntag ihr Kreuz gemacht haben. Natürlich reden wir im Parteivorstand auch darüber, dass insgesamt viel zu wenig Menschen wählen gegangen sind und davon aber leider zu viele braun gewählt haben. Das Schweriner Schloss nazifrei – das wäre schöner gewesen.
Am Abend bin ich dann noch selber als Wahlkämpfer in Berlin unterwegs. Im Naturfreundehaus bin ich beim Kreisverband Steglitz-Zehlendorf im Einsatz. „Was macht das Brot an der Börse“ war mein Thema. Dabei spreche ich über die weltweite Finanzkrise und warum da gerade viel mehr schiefgeht als nur die Eurokrise. Da stehen globale Hedgefonds im Focus, die mit viel Geld auf den Niedergang ganzer Währungen spekulieren und am Hunger der Welt genauso mitverdienen wie an der Zerstörung von gesellschaftlich organisierten Sozialkassen. Dem Zins- und Kapitalmarkt blind den Vorrang zu geben, heißt diese Verheerungen blind zu akzeptieren. Ein Finanz-Tsunami frisst sich gerade durch die Welt. Nach der Veranstaltung höre ich in den Spätnachrichten wieder genau diese Meldungen. Börsen stürzen und vor allem Bankentitel sind im freien Fall. Na klar, vorher wurden die Regeln systematisch abgeschafft, die hätten bremsen können.
Da finde ich die Bierwerbung in Berlin einerseits irgendwie zynisch aber doch vor allem lustig! Ein Schluck muss durch Deutschland gehen, über fünf Prozent garantiert, der Feierabend muss bezahlbar sein. Na dann Prost!