Wanderungen mit energiepolitischem Hintergrund

Wir sind nun langsam auf dem Rückweg nach Thüringen, nachdem der Wetterdienst weiteren Regen und herbstliches Wetter für Böhmen und sommerliche Temperaturen für Erfurt angesagt hat.
Das Ende unseres Urlaubs in Böhmen ist gleichzeitig der Anfang der Vorbereitung auf unsere Thüringer Energietour nächste Woche. Und auch ohne unser Wissen und ohne dass wir es vorher nachgeschaut hätten, hat uns auch während unseres Urlaubs das Energiethema begleitet. Bei jeder unserer Wanderung hatten wir die riesigen Kühltürme des größten tschechischen Atomkraftwerkes Temelín im Blick. Und aus diesen steigen unablässig riesige Mengen Wasserdampf empor. Unabhängig von der Gefahr, die eine Nutzung von Atomenergie immer ins sich birgt, wird mir dadurch die Unsinnigkeit der Stromerzeugungsmethode vor Augen geführt, bei der Unmengen von Energie in Form von Wärme abgegeben werden.
Auf der anderen Seite sind hier in Böhmen in fast jedem Dorf auf den Dächern Photovoltaikanlagen vorhanden und auch in Bayern sehe ich auf vielen Hausdächern die gleichen Anlagen. Auf unserem Rückweg kommen wir an einer Verwertungsanlage für Abfallholz vorbei. Hier wird Restholz zu Holzpellets weiter verarbeitet. So wird sinnvoll mit den begrenzten Ressourcen umgegangen und ein CO2 neutraler Energieträger nutzbar gemacht.
Ganz anders Afrika und die aktuelle Hungersnot. Dort haben Hedge Fond große Ackerlandflächen aufgekauft, nur um darauf anstatt der traditionellen Nahrungsmittelpflanzen Energiepflanzen anzubauen. Es ist ein krankes System, wenn in Afrika Energie billig auf Ackerland hergestellt wird, die dann nach Europa exportiert wird und wir dann unsere produzierten Nahrungsmittel als Hilfslieferungen zurück nach Afrika schicken. Es muss ein Umdenken erfolgen. Vor Ort muss so viel Energie produziert werden, wie auch benötigt wird.
So endet unser Urlaub nach zehn Tagen wandern im Böhmerwald nachdenklich.
Bevor wir aber wieder nach Thüringen kommen, machen wir noch einen Abstecher auf die Burg Hohenzollern bei Hechingen. Das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk veranstaltet dort eine Tagung für seine angehenden RabbinerInnen. Ich hatte ich mich für diesen Ort eingesetzt, denn von dort stammte u.a. der bekannte jüdische Sozialist Paul Levi. Daher bin ich gerne beim Kaminabend mit den RabbinerInnen dabei und referiere über die Wurzeln der sozialistischen Bewegung. Die Quellen des religiösen Sozialismus liegen unter anderem bei Moses Hess mit jüdischer Herkunft und Wilhelm Weitling aus christlichem Glauben kommend. Sie haben die ersten frühsozialistischen Gesamtforderungen aufgestellt. Aus ihren philosophischen Grundlagen entstand die sozialistische Bewegung.
Interessant fand ich außerdem, dass unsere Veranstaltung im Grafensaal der Hohenzollernburg stattfand, Dort hat sich im Kern der größte Gegenspieler des Sozialismus, das Kaiserhaus Preußen, entwickelt, dass dann mit den Sozialistengesetzen seine schlimmsten Ausprägungen fand.
Nach dem Kamingespräch erfolgen unter dem glitzernden Sternenhimmel noch mehrere bilaterale Gespräche. Mir wird berichtet, mit welcher brachialer Gewalt die Geisteswissenschaften geschleift werden und sie immer mehr unter ökonomischen Zwang gestellt und zusammengestrichen werden. Daneben stelle ich mich auch Fragen über unsere Partei und Israel. Zustimmend wird zur Kenntnis genommen, dass wir in unserem Programm dazu klare Aussagen treffen.

Anbei noch ein schöner Artikel zu den Tagen auf der Burg Hohenzollern

Kantoralkonzert in der Zollerburg

Schwarzwälder-Bote, vom 20.07.2011

Burg Hohenzollern. Zu Gunsten der Prinzessin-Kira-von-Preußen-Stiftung veranstaltet das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk Berlin am Mittwoch, 3. August, in der Burg Hohenzollern ein Konzert mit jüdischen Liedern. Der Kantoralabend ist Teil des Historischen Kollegs „Deutschland und seine Juden“.
Gestaltet und moderiert wird der musikalische Abend im Grafensaal der Burg von Professor Jascha Nemstov (Klavier) und Amnon Seelig (Gesang) sowie Stipendiaten des Studienwerks. Das Konzert beginnt um 19 Uhr, geöffnet ist ab 18 Uhr. Konzertbesucher können den Parkplatz unterhalb der Burg kostenlos nutzen. Der Pendelbus ist aber gebührenpflichtig. Der Eintritt ist frei, doch hofft die Kira-von-Preußen-Stiftung auf Spenden.
Das Konzert am 3. August ist die abendliche Abschlussveranstaltung des Historischen Kollegs „Deutschland und seine Juden“, das das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk vom 31. Juli bis zum 4. August in der Burg veranstaltet. Referenten der Veranstaltung sind der Rabbiner und Studienwerk-Leiter Walter Homolka sowie die Professoren Robert Jütte aus Stuttgart, Anat Feinberg aus Heidelberg, Daniel Krockmalnik aus Heidelberg und Christopph Stölzl aus Weimar. Der Bundestagsabgeordnete Bodo Ramelow kommt zu einem Kaminabend, der Hechinger Adolf Vees zeigt den Teilnehmern auf einer Führung die Zollernstadt und ihre Synagoge.
Die Kira-von-Preußen-Stiftung wurde 1952 von Kira und ihrem Mann Louis Ferdinand gegründet. Ihr Ziel war es, kriegsgeschädigte Kinder und Jugendlichen aus dem zerstörten Berlin kostenlose Ferienaufenthalte auf der Burg Hohenzollern zu ermöglichen. Nach und nach hat sich der Kreis der Stiftungsgäste erweitert. So kommen heute neben Gruppen verschiedener sozialer Einrichtungen aus ganz Deutschland auch Jugendliche aus New York in die Burg, die bei den Anschlägen des 11. September 2001 Familienangehörige verloren haben. Zudem finden Treffen palästinensischer, israelischer und deutscher Jugendlicher statt, um einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander zu leisten. Bisher hat die Stiftung rund 15 000 junge Gäste auf der Burg Hohenzollern unterbringen können.