Ein Besuch als Symbol

„Miteinander reden schafft Neues“ stand über der Einladung für unseren Empfang zum Kirchentag in Dresden und ich hätte nicht gedacht, wie sehr das an diesem Abend zutrifft. Mein Kirchentag in Dresden begann schon am Mittwochmorgen, denn ich hatte eine Frühstücksverabredung mit Nikolaus Schneider, dem Ratspräsidenten der Evangelischen Kirche in Deutschland. Nach seinem Interview im ND im April hatte ich dem Nachfolger von Margot Käßmann und Wolfgang Huber einen Brief geschrieben, denn wir hatten bis dahin noch keine Chance gehabt, uns persönlich zu begegnen. Nun ergab sich also im Rahmen des Kirchentages die Möglichkeit für ein Treffen und die habe ich sehr gern genutzt. Wir haben viel über die persönlichen Hintergründe für unser jeweiliges Engagement gesprochen, aber natürlich auch über aktuelle Fragen der Religionspolitik und nicht zuletzt auch über den Besuch des Papstes im Augustinerkloster in Erfurt. Es war ein sehr gutes und offenes Gespräch an dessen Ende ich noch einmal auf unseren Empfang am Abend hinwies, allerdings fest annehmend, dass der Vorsitzende der EKD wohl kaum zu einem Empfang der LINKEN kommen würde – schließlich hatte sich auch keiner seiner Vorgänger in unsere Nähe gewagt.

Fünf Minuten vor Beginn des Empfangs erhielt ich dann eine Nachricht von Präses Schneider, dass er vorbeikommen wird. Und dann war er da. Der Ratsvorsitzende der EKD auf dem Empfang der LINKEN zum Kirchentag – ein Besuch mit hoher Symbolkraft. Es zeigt, dass Gespräche möglich sind, wenn man sich mit Offenheit und Toleranz begegnet. Dann muss man noch lange nicht einer Meinung sein, aber man kann miteinander reden – über Verantwortung für Vergangenes, über gemeinsame Positionen und über das richtige Verhältnis von Staat und Religion. Und dazu sind wir ja auf dem Kirchentag.