Das zerredete Thema
Nachdem ich am Mittwochvormittag mein lädiertes Auge noch ein bisschen schonen konnte, ging es dann nach Ludwigshafen am Rhein. Die GEW Rheinhessen-Pfalz hatte mich zu ihrem Gewerkschaftstag eingeladen und mich um einen Gastvortrag über das „zerredete Thema“ Bildungspolitik gebeten. Die Einladung habe ich sehr gerne angenommen, zumal auch einige persönliche Gründe dafür sprachen nach Ludwigshafen zu fahren.
Auf dem Gewerkschaftstag wurde mein Schwager Ewald Imhof nicht nur in den Ruhestand verabschiedet, sondern auch mit der Hans-Böckler-Medaille geehrt, der größten Auszeichnung, die die Gewerkschaften zu vergeben haben. Für mich war es eine Ehre dabei sein zu dürfen. In meiner Rede zur Bildungspolitik ging ich auf meine Erfahrungen in der Föderalismuskommission ein, wo dieses unsinnige Kooperationsverbot beschlossen wurde, das Bund und Länder maßgeblich von wichtigen Entscheidungen in der Bildungspolitik abhält. Leider konnte ich aber auch auf einige Beispiele aus Thüringen verweisen, wo wir nun zwar nominell Gemeinschaftsschulen haben, aber nur ein winziger Bruchteil der Schülerinnen und Schüler von der Umstellung profitieren kann. Das Konzept ist nicht untersetzt und wird auch nicht mit zusätzlichen Mitteln unterstützt – so lässt sich Bildungspolitik nicht verändern, nur zerreden.
Eine richtige Überraschung hielt der Gewerkschaftstag auch noch für mich bereit. Der Versammlungsleiter outet sich vor der Menge als mein früherer Sozialkundelehrer aus dem Jahr 1969. Er war damals gerade frisch an die Schule gekommen, aber meiner politischen Bildung scheint es ja nicht geschadet zu haben, von einem sehr jungen Lehrer unterrichtet zu werden. 😉 So wären mehr junge Lehrerinnen und Lehrer, die die erfahrenen KollegInnen bei der Umstellung auf die Gemeinschaftsschule unterstützen, auch für Thüringen sehr wünschenswert.