Der 26. April

Der Tag berührt mich emotional in mehrfacher Hinsicht. Es ist der neunte Jahrestag des Massakers am Gutenberg Gymnasium und es sind 25 Jahre vergangen seit dem GAU in Tschernobyl. Beides spielt eine sehr wichtige Rolle an diesem Tag.

Wir legen Blumen nieder am Grab unseres damals erschossenen Genossen Hans Lippe. Das Geschehen am Gymnasium ist tief in das Bewusstsein der Erfurterinnen und Erfurter eingebrannt. Auch auch für mich ist es ein Tag, der jedes mal wieder die Erinnerungen aufsteigen lässt. Immerhin sind so viele leben sinnlos zerstört worden und es bleibt die Frage nach dem warum.
Klar ist, dass die Verherrlichung von Waffen nicht geringer geworden ist und klar ist auch, dass Themen wie elektronische Waffenregistrierung und striktere Auflagen zur Kontrolle immer noch wie Tabuthemen behandelt werden. Am Abend hat die Fraktion eine Veranstaltung vor dem Hintergrund der Tschernobyl-Katastrophe vor 25 Jahren durchgeführt. Landolf Scherzer hat aus seinem sehr bewegenden Buch „Letzte Halden“ vorgelesen. Darin beschreibt er, wie er versuchte bei seinen Hilfskonvois in die Ukraine bis an den Tschernobyl-Sarkophag zu kommen. Dabei gelingt es ihm sehr detailliert auf die Emotionen der immer noch Betroffenen einzugehen.
Ich kann nur jedem ans Herz legen, das Buch einmal selbst zu lesen (Letzte Helden; Landolf Scherzer; ISBN 978-3-7466-2663-5 / Online kaufen beim Aufbau Verlag).
Um strahlengeschädigten „Tschernobylkindern“ zu helfen hat Landolf Scherzer ein Hörbuch mit eigenen Texten besprochen. Die CD „Zwei Versuche, mich Tschernobyl zu nähern“ kostet 7 Euro, von denen 6 Euro an „SODI“ (Solidaritätsdienst international). Diese führen für belastete Kinder einen dreiwöchigen medizinisch betreuten Genesungsaufenthalt in nicht verstrahlten Gebieten durch (Online kaufen beim Christopheruswerk).

Im Nachgang zur beeindruckenden Lesung folgte eine inhaltlich sehr breit aufgestellte Podiumsdiskussion. Als Diskutanten waren eingeladen:
Frank Firsching, der DGB Regionalvorsitzende von Scheinfurt. Bei ihm habe ich meine Aschermittwochsrede gehalten. Er berichtetet von den Schwierigkeiten innerhalb der Gewerkschaft, die sich klar gegen die Atomkraft gestellt hat, mit ihren Mitgliedern innerhalb von Atomkraftwerk.
Gerhard Schmidt vom Öko – Institut Darmstadt. Seine Einrichtung hat die Umweltdaten im Zusammenhang mit der Sanierung des ehemaligen Uranreviers Ronneburg ausgewertet. Er meint, dass den Schaden zu beseitigen mindestens genauso lange dauert wie die Verursachung. Bei der 40-jährigen Abbauphase dauert es also noch mindestens weitere 20 Jahre.
Frank Lange vom Kirchlichen Umweltkreis Ronneburg. Sie haben angestoßen und beobachten die Umweltaktivitäten in Bereichen noch unsanierter Wismut. Dort gibt es nicht verzeichnete Altlasten in ähnlicher Höhe wie den bereits sanierten.
Thomas Zaremba, der Geschäftsführer der Stadtwerke Jena. Für ihn als Ingenieur ist Technik wertfrei. Erst der Mensch setzt sie ein und nutzt sie in seinem Sinne. Die Stadtwerke Jena sind bereits aus der Atomkraft ausgestiegen. Für ihn ist klar, dass Technik nie zu 100% sicher, es gibt immer ein nicht kalkulierbares Restrisiko.
Ich habe nach den Statements der anderen Podiumsteilnehmer darauf verwiesen, dass DIE LINKE Thüringens auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Energiekonzept ist und dieses Ende Mai, nach einer Energiekonferenz am 14. Mai, veröffentlichen wird. Unsere Idee ist dabei, dass Thüringen bisheriger Nachteil kein Großkraftwerk zu besitzen in einen Vorteil der dezentralen Energieerzeugung umgewandelt werden muss. Dabei müssen Wäre und Strom immer zusammen gedacht werden.
Anschließend entspann sich zwischen Podium und Publikum eine anregende Diskussion.
Es war eine wunderbare Veranstaltung. Leider ist es uns nicht gelungen sie so zu bewerben wie sie es verdient hätte.

Eine Bemerkung möchte ich mir noch zum Fußball erlauben. Während ich in der Veranstaltung sitze spielt der der Jenaer FCC gegen Meuselwitz.. Resigniert muss ich zur Kenntnis nehmen, dass sich Jena offensichtlich selbst aufgibt und Meuslewitz kann triumphal gewinnen.