Unterwegs als Mikrokosmonaut

Montagmorgen geht es erstmal ins Wahlkreisbüro zur Bürgersprechstunde. Vorgetragen wird mir ein ziemlich verkorkster Fall, bei dem es um vermuteten Arztpfusch geht. Seit Jahren prozessiert der Bürger und er ist auf den Rechtsstaat nicht gut zu sprechen. Nach allem, was ich lese und höre kann ich das gut nachvollziehen. Erst 18 Monate auf ein Gutachten warten, dann 4 Jahre Prozessdauer und das alles ohne greifbares Ergebnis. Da kann ich verstehen, wenn Menschen das Vertrauen in den Rechtsstaat verlieren. Ich sage ihm zu, dass wir an der Sache dran bleiben und schauen, was wir machen können. Die Zeit nach dem Mittag verbringe ich bei einem Spaziergang mit Frau und Hund über den Petersberg und entlang des Nordparks. Dabei sehen wir in der Kleingartenanlage ein Schild mit der Beschreibung des „gemeinen Kleingärtners“ und müssen sehr lachen. Das ist wirklich eine eigene Spezies. („Parzellen bewohnender Gesell, der sich meist in gebückter Haltung fortbewegt. Er sucht sich seinen Lebensraum nach der Arbeitskraft seines Weibchens aus.“) Aber meine Wahlkämpfe führe und gewinne ich immer in den Kleingartenanlagen. Da höre ich, wie das Land tickt und was die Menschen bedrückt. So eine Gartenanlage ist ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft (und ich erkunde ihn als Mikrokosmonaut ;-)).

Der Nachmittag bringt mich noch mal in den Landtag, um Termine vorzubereiten und um leidiges Formularwesen zu erledigen. Da wünsche ich mir immer mal ne Bürgersprechstunde, wo ich mal über die lästige Bürokratie meckern könnte – Beispiele hätte ich leider genug.