Wege zum Zahnarzt
Wenn das Büro auf Vordermann gebracht ist und die Frisur auch wieder sitzt, fehlt wirklich nur noch eins, um den Jahresstart abzurunden: Der Gang zum Zahnarzt. Dort werde ich gleich gefragt, ob ich nicht eine Sonderbehandlung wünsche. Es gäbe schließlich Kollegen aus dem Hause, die nur kommen wollen, wenn sonst kein Patient da ist. Ich lehne dankend ab – bestimmten Ereignissen muss man sich einfach so stellen, wie sie sind. Da hilft auch keine Extrawurst. Während dann meine Fangzähne inspiziert werden, erzählt mir der Zahnarzt, wie interessant doch immer die Lektüre meines Tagebuchs sei. Das freut mich und da ich nun wieder kraftvoll zubeißen kann, wird’s hoffentlich auch in nächster Zeit nicht langweiliger.
Die Programmdebatte unserer Partei gewinnt inzwischen an Aufmerksamkeit und Vertreter anderer Parteien meinen sich dazu äußern zu müssen. Ja, im Namen der kommunistischen Ideologie wurden viele Menschen ermordet. Auch im Namen des Christentums wurden Leben zerstört. Trotzdem bin ich Christ und Sozialist. Ideen dürfen nicht nur denen überlassen werden, die sie für Verbrechen missbraucht haben. Man muss dieses Unrecht benennen, aber man muss auch über die ursprünglichen Vorstellungen reden können und klären, ob und wie sich Begriffe weiterentwickeln lassen. Deswegen gehe ich davon aus, dass wir in einem dialektischen Prozess unsere Argumente schärfen.
Alexander Dobrindt von der CSU ist derweil offensichtlich der Überzeugung, einmal im Quartal etwas völlig Absurdes sagen zu müssen. Ende Oktober meinte er, wer heute gegen den Castor-Transport und Stuttgart 21 demonstriere, müsse sich nicht wundern, wenn er übermorgen ein Minarett im Garten stehen hat. Nun will er also unsere Partei verbieten lassen. Da kann man eigentlich nur noch gespannt sein, welche Knaller-Idee als nächstes aus ihm herausblubbt. Auch Patrick Kurth von der FDP hat sich gemeldet und meinte, Gesine Lötzsch stände außerhalb des demokratischen Grundkonsenses unserer Gesellschaft. Er muss es ja wissen, denn als alter Burschenschaftler hat er die Grenzen dieses Konsenses wohl schon mehrmals ausgelotet.