Tief beeindruckend.

Was für ein intensiver Tag. Am Vormittag haben wir Fraktionssitzung, in der wir nicht nur die 50 Tagesordnungspunkte der Plenarsitzung vorbereiten, sondern auch noch Dr. Sebastian Dette und Michael Gerstenberger, also den Präsidenten und den Vize-Präsidenten des Landesrechnungshofes zu Gast haben. Die beiden berichten uns von ihren ersten Monaten im Amt und dem anspruchsvollen Unterfangen, den Anspruch des Sparens wirklich in alle Bereiche hineinzutragen, wo das Land Geld ausgibt.

Direkt im Anschluss treffe ich unseren lang erwarteten Ehrengast Frau Avital Ben-Chorin. Nach einem gemeinsamen Mittagessen zeige ich ihr den Landtag und dazu gehört die Besuchertribüne des Plenarsaals ebenso wie die Zellen im Keller des Fraktionsgebäudes (Hier geht es zur Fotostrecke). Schließlich war dieses Haus in der Nazi-Zeit das Judenreferat, in dem die schrecklichen Deportationen beschlossen wurden. Im nächsten Jahr soll es nun endlich so weit sein, dass eine der noch vorhandenen Zellen auch für Besucher geöffnet wird, um als Gedenkstätte an dieses dunkelste Kapitel des Gebäudes zu erinnern.

Nach dem Rundgang bleibt Frau Ben-Chorin dankenswerterweise auch noch für eine Gesprächsrunde mit Abgeordneten und Mitarbeitern und es ist einfach beeindruckend, mit wie viel Energie und Klarheit sie aus ihrem Leben berichtet. Wenn man sie erlebt, rechnet man im Kopf die ganze Zeit nach, wie es eigentlich sein kann, dass diese Frau einem so anschaulich aus den 1930er Jahren erzählt. Dass sie tatsächlich schon 87 ist, kann man kaum glauben.

Das was sie erzählt, weckt viele Emotionen. Ihre Eltern schickten sie 1936 von Eisenach nach Palästina, um sie vor den Schikanen der Nazis zu bewahren. Die Eltern selbst, besuchten sie kurz darauf noch einmal, bekamen aber keine Aufenthaltserlaubnis und gingen zurück nach Deutschland, wo sie dann deportiert und ermordet wurden. Avital Ben-Chorin ist aber auch wichtig, von Dingen zu berichten, die Hoffnung machen. Das lässt sich einerseits auf den jüdisch-christlichen Dialog beziehen, für den sie und ihr Mann sich immer stark gemacht haben. Es geht ihr aber auch um die Menschen, die sich gegen das mörderische System der Nazis eingesetzt haben und sie weist auch israelische Jugendliche noch heute darauf hin, dass zu diesen „Gerechten unter den Völkern“ auch Deutsche gehören.

Schließlich hatten wir auch noch Landtagssitzung, u.a. zur katastrophalen Situation an Thüringer Horten. Am Donnerstag geht es weiter mit 15 Stunden Plenarsitzung am Stück, also noch ein intensiver Tag.