Pflichtaufgaben

Den halben Samstag verbringe ich schlecht gelaunt mit gefühlt Millionen von Belegen, die ich nun endlich mal für die Steuererklärung von 2009 sortieren muss. Ein weiteres vor mir Herschieben ist nicht drin, obwohl ich wirklich überhaupt keine Lust darauf habe. Also zuerst mal sortieren, dann zuordnen und schließlich in endlose Formulare eintragen. Ich beneide die Demoteilnehmer im Wendland, weiß aber trotzdem, dass ich vor der Kür die Pflicht erledigen muss. Also diszipliniert durcharbeiten und jeden Zettel beschriften.

Es gelingt in fast sieben Stunden harter Arbeit und dann habe ich Gelegenheit endlich mal in Ruhe mit meinen Söhnen zu klönen. Wir kaufen spontan Kuchen und gehen die Oma besuchen. Ist schon interessant was die Oma alles von mir und meiner Arbeit wissen will – sie ist echt auf Zack. Danach besuche ich die Studentenbude meines Sohnes. Naja, aufgeräumt ist es nicht aber ich erinnere mich wie meine WG manchmal aussah. Da meckere ich wirklich nicht rum (zumindest nicht vor Ort), aber Wäsche gehört doch eigentlich in den Schrank (blödes Vater-Gemosere). Es ist aber schön mal lange mit den Jungs und ihrer Mutter schwatzen zu können, das kommt ja sonst viel zu kurz.

Am Sonntag geht es dann um 6.45 Uhr weiter nach Hannover, wo ich beim Programmkonvent als Referent eingeplant bin. Tausend GenossInnen sind gekommen und auch die Medien sind stark interessiert an unserer Debatte. Aber den Knatsch, den manche Medienvertreter hier wohl erwarten, gibt es nicht. Den wirklichen Knatsch gibt es aber direkt neben uns im Wendland. Die minütlichen Nachrichten von dort sind bedrückend. Einige unserer Thüringer Abgeordneten sind vor Ort und werden mit Wasserwerfern bestrahlt und Tränengas behandelt.

Meine Güte, so ein massiver Polizeieinsatz um den Willen der friedlichen Demonstranten schon zu brechen, bevor der Castor überhaupt eingetroffen ist. Wegstrahlen heißt wohl die Polizeidevise. Nur für wen? Gegen wen? Für vier Atomstromkonzerne und gegen die Bürger! Gegen dezentrale und regenerative Energien, gegen die Stadt oder Gemeindewerke! Egal ob Stuttgart 21 oder Atomkraft, Schwarz-Gelb knüppelt sich durch und die Meinung der Bevölkerung spielt keine Rolle mehr! Darüber debattieren wir im Konvent und auch in der Forum 5!

Am Sonntagabend trifft sich dann die offene Arbeitsgruppe „It’s the internet,stupid!“ zum Thema Digitales Zeitalter und wir besprechen die weitere Arbeit bis zum Programmparteitag!

Schließlich geht es zurück nach Erfurt, wo wir am Montag von Eddy Förster Abschied nehmen müssen. Sein Lächeln und seine Musik haben mich wochenlang durch den harten Wahlkampf begleitet. Eddy wir vermissen Dich!