Angekommen
Die Kur hat begonnen und ich muss mich wohl erst vom Tagebuch entwöhnen. Bevor das soweit ist, kann ich auch ein bisschen über meine ersten Erlebnisse hier schreiben: Dienstagabend bin in den schon ziemlich verschneiten Alpen angekommen. Alles ist weiß und ich genieße erstmal die Stille. Da macht sich fast schon weihnachtliches Gefühl breit. Die Kurklinik macht einen professionellen Eindruck. Es geht erst zur Aufnahme, dann zum Rundgang, erster Arztbesuch und Abendessen.
Nach dem Essen ziehe ich mich mit einer Teekanne aufs Zimmer zurück. Auspacken, ankommen und ausruhen, das ist genug Programm für diesen Abend. Zum Mittwochmorgen steht die erste Untersuchung schon um sieben an, danach gibt es erst Frühstück. Nur keinen Stress denke ich und warte auf meinen Behandlungsplan. Dazu sind aber noch weitere Untersuchungen notwendig. Nun denn Kur, nimm Deinen Lauf.
Die Nachrichten, die ich aus Thüringen höre, stimmen mich sehr zuversichtlich. Ein dickes Lob haben unsere Haushälter verdient, die offensichtlich auf der Pressekonferenz unsere Vorschläge gut rübergebracht haben. Die Medien berichten jedenfalls ausführlich darüber. Auch was ich über die Demo der Studenten und Hochschulbeschäftigten lese, klingt gut. Bei einem so massiven Protest kann die Landesregierung nicht einfach die Kürzungen im Hochschulbereich durchdrücken.
Vor meiner Abreise habe ich mich allerdings noch über die Meldungen vom Braustopp in der Erfurter Braugold-Brauerei geärgert. Die einstmals stolze Brauerei im Herzen der Stadt bekommt damit nach 122 Jahren den Todesstoß versetzt. Vor 20 Jahren war ich unfreiwillig daran beteiligt, als der Betrieb für ein paar Lastzüge voller Bier an die Licher Gruppe in Hessen ging. Dieses Familienunternehmen hat sich gut um Braugold gekümmert. Dann wurde der Licher Konzern geschluckt und Braugold an einen Spekulanten verscheuert. Der hat die Marke verramscht und anschließend hat ein westdeutscher Getränkegroßhändler sich den Rest einverleibt. Dieser Getränkegroßhändler ist mir noch sehr negativ in Erinnerung, denn er hat eine Betriebsratswahl verhindert, indem er persönlich alle Mitarbeiter, die zur Betriebsversammlung gehen wollten mit einer Videokamera gefilmt und sie dadurch eingeschüchtert hat.
Nun führt man also „Kündigungsgespräche“ mit den letzten 7 Beschäftigten. 7!!!! Sowenig sind übrig geblieben von den einmal mehreren 100 Beschäftigten. Man ist wohl am Ziel und kann endlich das Innenstadtgrundstück verwerten. Darauf kam es wohl schon dem Vorgänger an. Ein bitteres Ende für dieses Traditionshaus.
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Kommentar: Dieter Carstensen
Lieber Bodo,
zunächst einmal freue ich mich, dass Du gut in der Kur angekommen bist.
Du bist ein hart arbeitender Politiker lieber Bodo, den ich vor allem menschlich sehr mag, wegen Deines ehrlichen und für mich glaubwürdigen Engagements für viele Menschen, welche ihre Hoffnung in Politiker wie Dich setzen.
Aber Du musst es ja nicht dem lieben Gregor Gysi nachmachen, der zum Glück seine 2 Herzinfarkte überlebt hat.
Gönne Dir jetzt einfach eine Auszeit für Dich, habe mir gerade das Video von Deinem Kurort auf Facebook angeschaut, und nach der Kur tauchst Du mit alter Frische wieder auf.
Du bist doch wie ich alter Gewerkschafter.
Wir beide haben uns immer für die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen eingesetzt, damit sie sich nicht kaputt arbeiten, in den Betrieben.
Aber auch Politiker haben mal das Recht auf Erholung und die Rückbesinnung auf sich, sonst wäre das Handeln ein Widerspruch in sich.
Ich wünsche Dir eine tolle und erholsame Kur, jetzt stehst Du mal an erster Stelle, ich finde dass hast Du Dir verdient durch all Deine harte Arbeit für andere Menschen in all den Jahren.
Und wer das nicht begreift, dass auch Menschen wie Du einfach mal Erholung brauchen, der ist für mich ein Unmensch.
Herzliche Grüße,
Dieter