Ideen und ihre Herkunft
Da sich in diesen Tagen die Volkskammersitzung zum 20. Mal jährt, in der der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik beschlossen wurde, gibt es auch allerlei Rückschauen. Unter diesen Rückblicken sind einige interessante Geschichten und manchmal zeigt sich dabei, dass es nicht unbedingt die gleiche Reaktion hervorrufen muss, wenn zwei das Gleiche sagen. Als ich im Frühjahr 2009 sagte, dass es in der DDR viel Unrecht gab, sie auch mit Sicherheit kein Rechtsstaat war, ich aber den Begriff „Unrechtsstaat“ wegen seiner Bedeutungsunschärfe auch nicht verwenden würde, gab es einen Riesenaufschrei. Der „Unrechtsstaatsleugner Bodo Ramelow“ und ähnliches war zu hören. Ich sagte damals schon, dass beispielsweise Gesine Schwan und Lothar de Maizière die gleiche Position vertreten, aber das hielt die Eiferer, wie beispielsweise die Krabbelgruppe von der Jungen Union, nicht von ihren Anfeindungen ab. Nun hat Lothar de Maizière seine Einschätzung wiederholt, nur auf die wütenden Proteste der Jungen Union warten wir noch.
Auch eine andere Idee kommt jetzt wieder ins Gespräch, für die ich schon einmal viel Kritik einstecken musste: einen Teil der DDR-Nationalhymne in eine gesamtdeutsche Hymne zu übernehmen. Der Chefunterhändler der DDR für den Einigungsvertrag, Günther Krause, meinte jetzt, dass „Auferstanden aus Ruinen“ sich doch gut als zweite Strophe der Hymne eignen würde. Nun müsste es doch möglich sein, dass wir unverkrampft darüber diskutieren. Zwanzig Jahre nach dem Zusammengehen von Ost und West sollten wir endlich nicht mehr danach schauen, ob eine Idee aus dem einen oder anderen Teil der Republik stammt, sondern was sie an sich taugt. Nur so kann eine gesamtdeutsche Entwicklung funktionieren.
Termine hatte ich an diesem Montag auch: Junge Wissenschaftler aus Duisburg arbeiten gerade unsere Sondierungsgespräche vom vergangen September auf und befragten mich ausführlich dazu. Bei der Beantwortung der Fragen wurden viele Erinnerungen wach und auch mit fast einem Jahr Abstand bleibt der Eindruck unverändert, dass die SPD nie wirklich an ernsthaften Verhandlungen mit uns interessiert war.
Abends bin ich noch bei einer Gesprächsrunde um RedRoxx zu Gast, bei der es um mein Papier „Es ist an der Zeit!“ geht. Eine spannende Debatte, bei der ich sehe, dass die jungen Menschen offensichtlich viel mit den von mir vorgebrachten Wünschen nach mehr direkter Demokratie anfangen können. Schön zu sehen, wenn wie sich aus solchen Debatten wieder neue Ideen ableiten lassen und man dann gemeinsam ein Stück vorankommt.