Wieder zurück und mittendrin

Nach fast 24 Stunden Reise bin ich am Samstagabend ziemlich erschöpft wieder in Erfurt angekommen. Die Start- und Landebedingungen in Quito sind wohl wirklich nicht so einfach, wenn das Flugzeug gleich nach 90 Kilometern wieder landen muss, um dann erst vollgetankt zu werden. Aber es hat ja alles relativ reibungslos geklappt. Nach meiner Ankunft bin ich übermüdet und gleichzeitig aufgedreht, so dass Germana und ich beschließen noch ins nächstgelegene Gasthaus zu gehen und den Tag dort ausklingen zu lassen. Wie es der Zufall will, treffen wir dort Susanne Hennig, so dass ich mich gleich auf den neuesten Stand bringen lassen kann, was in meiner Abwesenheit im Landtag los war.

Der Sonntag ist dann von Gesprächen über die bevorstehende Bundespräsidentenwahl geprägt. Ab 8 Uhr wird telefoniert, es werden Argumente ausgetauscht und das weitere Vorgehen besprochen. Klar ist, dass Joachim Gauck sich vielleicht selbst für überparteilich halten mag, seine Aufstellung aber eindeutig parteitaktisch motiviert ist. Die SPD hat damit verdeutlicht, dass sie nicht an Gesprächen mit uns interessiert ist, sondern lieber in die andere Richtung schielt. Für den schwarz-gelben Kandidaten Christian Wulff bedeutet die Nominierung eine lebenslange Rentengarantie, er hat quasi ausgesorgt. Keiner der beiden bietet das, was unser Land jetzt braucht: eine klare Positionierung gegen den Krieg. Es ist ein Fehler zu glauben, dass Gauck für uns nicht wählbar ist, weil er Chef der Stasi-Unterlagenbehörde war. Die Schwierigkeiten liegen in seiner politischen Einstellung zu Punkten wie Friedenspolitik oder Solidarität. Außerdem hat er mehrfach unsere Partei für überflüssig erklärt. Mit so viel Ignoranz gegenüber gesellschaftlichen Realitäten sollte man nicht Bundespräsident werden.

Um mich nicht den ganzen Tag mit diesem Thema zu beschäftigen, unternehmen Germana und ich eine vierstündige Wanderung durch die Wälder rings um Erfurt. Am Abend höre ich dann gute Nachrichten von den Bürgermeisterwahlen. Von unseren 21 Kandidaten haben 13 ihre Wahlen gewonnen. Das ist eine sehr gute Quote – Glückwunsch an alle Gewählten.