Schwerter zu Pflugscharen
Zum Donnerstagmorgen geht es für mich in Richtung Westen, denn die Linksfraktion im Hessischen Landtag und unsere Fraktion haben gemeinsam ein Friedensfest an Point Alpha organisiert. Aktueller Anlass für unser Fest ist die Begründung für die Verleihung des Point Alpha Preises an Altkanzler Helmut Schmidt. Ich schreibe ganz bewusst, dass es uns um die Begründung der Preisverleihung geht und nicht um die sicherlich berechtigte Ehrung von Helmut Schmidt. Den Preisverleihern geht es nämlich um den Nato-Doppelbeschluss, der angeblich so viel zum Frieden in Europa beigetragen hätte. Man sollte Schmidt aber lieber für sein Engagement für die KSZE ehren, denn das hat wirklich zur Friedensentwicklung beigetragen. Aufrüstung und gegenseitige Bedrohung drehen dagegen zu jeder Zeit Gewaltspiralen immer weiter. Weil Deutschland auch heute noch einer der größten Rüstungsexporteure weltweit ist, wollen wir mit unserem Friedensfest darauf aufmerksam machen, dass Abrüstung nach wie vor ein aktuelles Thema ist. So wie in den Achtzigern mit dem Slogan „Schwerter zu Pflugscharen“ für Friedenspolitik geworben wurde, brauchen wir auch heute Initiativen für den Frieden.
Nach dem Fest fahre ich in den Landtag, wo jede Menge Arbeit auf mich wartet. Neben vielen Kleinigkeiten, muss ich noch meine Rede zum Thüringen-Monitor vorbereiten. Am Abend haben wir dann im Parlament das Sommerfest der Landespressekonferenz. Das ist alljährlich eine gute Gelegenheit, mit vielen alten Bekannten ins Gespräch zu kommen. Am Rande des Festes erfahre ich, dass die Ermittlungen gegen mich, wegen der Blockade des Nazi-Aufmarsches in Dresden inzwischen unter der Rubrik „Kriegsverrat, Hochverrat und Landfriedensbruch“ geführt werden. Bisher wusste ich weder, dass in Sachsen Krieg herrscht noch dass es einen König gibt. Aber im Ernst: Diese Ermittlungen führen bei mir nur zu Kopfschütteln und viele meiner Gesprächspartner beim Sommerfest teilen meine Einschätzung der Unsinnigkeit des ganzen Vorgangs.