Einfache Mathematik

Der Arbeitstag beginnt sieben Uhr morgens mit einem Live-Interview für WDR 5. Thema ist natürlich die Bundespräsidentenwahl und unser Verhältnis zu den beiden konservativen Kandidaten. Ich verweise darauf, dass alle jetzt angestellten Spekulationen zwar interessant sein mögen, die mathematischen Fakten allerdings mehr als eindeutig sind. Es ist doch klar, dass Christian Wulff in der Bundesversammlung 24 Stimmen mehr hat, als er braucht. Und Joachim Gauck fehlen 163 Stimmen. Selbst wenn man die Freien Wähler und den Südschleswigschen Wählerverbandes in die Prognosen einbezieht, ergeben sich keine signifikanten Veränderungen. Unsere 124 Stimmen können in dieser Wahl keinen besseren Beitrag leisten, als den geplanten: Mit der Wahl von Luc Jochimsen ein klares Signal für eine Politik der sozialen Verantwortung und des Friedens setzen.

Ich kann auch verstehen, dass Journalisten immer gern wissen möchten, ob es nicht doch etwas Gemeinsames zwischen Herrn Gauck und uns gibt. Dazu kann ich aber nur sagen, dass er erstens auch mit unseren Stimmen chancenlos wäre und zweitens seine Äußerungen über Die Linke für uns einfach nicht hinnehmbar sind. Dass wir nicht im europäischen Demokratieprojekt angekommen seien, ist nicht nur unverschämt gegenüber unserer Partei sondern wirft auch jedem dritten Wähler in Thüringen vor undemokratisch gewählt zu haben.

Nach dem Interview gehe ich ins Bürgerbüro, wo wir – Abgeordnete und Mitarbeiter – uns zum gemeinsamen Frühstück verabredet haben. Das ist ein guter Rahmen, um über ein paar Projekte zu reden, mit denen wir nach der Sommerpause unsere Landtagsarbeit für die Bürgerinnen und Bürger Erfurts transparenter und greifbarer machen wollen. Danach muss ich in den Landtag, um noch einige Briefe zu unterschreiben und die Unterlagen für die Bundespräsidentenwahl einzupacken. Da ich Obmann der Thüringer Delegation bin, muss ich von allen Wahlfrauen und –männer sowie den Nachrückern sämtliche Kontaktdaten dabeihaben.

Am Nachmittag steht noch ein sehr angenehmer Termin an: In der Festungsbäckerei feiert Jürgen Pfeffer, Sprecher des Außerparlamentarischen Bündnisses für die Gleichstellung behinderter Menschen in Thüringen, seinen siebzigsten Geburtstag. Er kann dabei auf viele Jahrzehnte ehrenamtliche Arbeit zurückschauen und ich finde es einfach wichtig, dass man gerade an einem solchen Tag mal deutlich sagt, wie unschätzbar wertvoll dieses Engagement für unsere Gesellschaft ist.

Der Tag endet mit einem Spaziergang im Wald. Nach dieser Hitze hat sich zumindest der Hund etwas Abkühlung verdient und deshalb darf er auch in den Waldsee und seine zweite Seele als Seehund mal so richtig ausleben.