Erinnerung wachhalten

Nach dem Freitag in Gardelegen schlossen sich gestern und heute zwei weitere Gedenkveranstaltungen an – gestern in Buchenwald und heute in Mittelbau-Dora. Beide Male konnte ich erfreut feststellen, dass sehr viele Menschen zum Gedenken gekommen sind. Ehemalige Häftlinge sind ebenso da wie frühere GIs. Vertreter aller Parteien haben sich auf den Weg gemacht und auch viele Menschen, die einfach da sein wollen, um mit anderen gemeinsam an das grausamste Verbrechen in unserer Geschichte zu erinnern. Dass so viele gekommen ist eine gute Entwicklung und übertüncht ein wenig die Sorgen, die man sich heute macht, wenn man die Wahlergebnisse aus Ungarn hört.
Zu den Persönlichkeiten, die nach Buchenwald gekommen sind, zählt auch der spanische Schriftsteller Jorge Semprun, der das Konzentrationslager überlebte und seine Erfahrungen später in Romanen verarbeitet hat. Er war auch dabei, als das Lager von den Häftlingen mit Waffen in der Hand an die amerikanische Armee übergeben wurde. Über 900 Kinder konnten damals gerettet werden – ein Wunder der Menschlichkeit mitten in der Barbarei.
Es ist ein gutes Gefühl zu erleben, dass bei dieser Gedenkfeier die ehemaligen Häftlinge im Mittelpunkt stehen. Dabei wird auch deutlich, dass die Begriffe Befreiung und Selbstbefreiung keinen Widerspruch darstellen, sondern zusammen gedacht werden müssen. Als sehr angenehm empfinde ich auch die Rede der Ministerpräsidentin, in der sie deutlich auf die aktuellen Gefahren des Rechtsextremismus hinweist (Bilder gibt es hier.).
Heute in Dora schloss sich an den offiziellen Gedenkakt ein gemeinsames Essen an, bei dem meine Kollegin Birgit Klaubert und ich mit Herrn Fischer vom Zentralrat der Juden, mit Andrew Noble von der britischen Botschaft sowie den beiden Gedenkstättenleitern aus Buchenwald und Mittelbau-Dora, Prof. Volkhard Knigge und Dr. Jens-Christian Wagner zusammen saßen. Eine sehr interessante und spannende Runde. Herr Wagner konnte ich davon berichten, wie beeindruckend ich die Ausstellung in Gardelegen fand und er war sichtlich erfreut darüber, dass das Projekt so positiv aufgenommen wird. Nach dem Treffen ging es wieder nach Erfurt in den Landtag, noch einen Stapel Post bearbeiten und die nächsten Tage vorbereiten.