Unterm Flug der Kraniche

Während ich am Freitagabend in Berlin den 60. Geburtstag eines alten Kollegen feiere und dort viele Freunde treffe, die ich schon seit über 30 Jahren kenne, findet in Erfurt die Party zum fünfjährigen Bestehen des RedRoXX statt. Da wäre ich auch gerne dabei gewesen, aber da geht es Politikern auch nicht anderes als allen anderen Menschen – man kann eben immer nur eins machen. Trotzdem bin ich dann überraschend mehrmals telefonisch mit den Gastgebern in Erfurt in Kontakt, weil es dort leider nicht nur die Party sondern auch einen Polizeieinsatz gibt. Die Polizei gibt an, auf dem Anger von mehreren Personen angegriffen worden zu sein, die dann ins RedRoxx flüchteten. Susanne Hennig und Matthias Bärwolf klären mit den Beamten und der Staatsanwaltschaft, dass mögliche Straftäter das Büro nicht als Fluchtort missbrauchen dürfen aber gleichzeitig auch die Behörden die Immunität des Abgeordnetenbüros respektieren müssen. Es gibt eine gute Einigung, die es ermöglicht, die Feier in der Pilse so ungestört wie möglich fortzusetzen und trotzdem der Polizei die notwendige Arbeit zu ermöglichen.

Am Samstag reden wir – während ich auf der Rückfahrt von Berlin bin – noch einmal in Ruhe über die Vorkommnisse vom Vorabend und Susanne und Matthias beschließen eine Erklärung auf ihre Webseite zu setzen, die das Geschehene noch einmal erläutert. Es geht darum deutlich zu machen, dass Gewalt ein unter keinen Umständen zu tolerierendes Mittel ist und jemand der Gewalt anwendet auch keinen Schutz im RedRoxx erwarten kann. Gleichzeitig muss aber auch staatliches und behördliches Handeln hinterfragt und kontrolliert werden, damit eine Angemessenheit und Nachvollziehbarkeit gewahrt bleibt.

Zum Sonntag machen wir dann einen kleinen Ausflug ins schöne Mühlhausen, wo wir Freunde besuchen. Wir reisen mit dem Zug und da dauert es nicht lange, bis mich Leute ansprechen, ob ich wirklich der Herr Ramelow sei. Dass ich hier einfach mit dem Zug und ohne Personenschutz reise, sei ja kaum zu glauben. Ich verweise darauf, dass ich immerhin meinen mich stets beschützenden Wachhund Attila dabei habe und so entsteht ein nettes Gespräch. In Mühlhausen machen wir bei schönstem Herbstwetter eine kleine Wanderung in Richtung Niederdorla und sehen und hören auf einmal eine große Schar von Kranichen über uns hinweg fliegen. Die machen so viel Krach, dass selbst Attila erschrocken zum Himmel schaut. Die Vögel sehen in ihrem Formationsflug so schön aus, dass ich gleich ein Foto machen muss. Erfurt hat ja viele Vorzüge aber die Kraniche fliegen, sieht man dort leider nicht.